Astronomische Uhr ist Denkmal des Monats

Auf der Astronomischen Uhr lassen sich der Stand der Gestirne ebenso ablesen wie die aktuellen Mondphasen und die Position der Sonne im zutreffenden Tierkreiszeichen.

Auf der Astronomischen Uhr lassen sich der Stand der Gestirne ebenso ablesen wie die aktuellen Mondphasen und die Position der Sonne im zutreffenden Tierkreiszeichen. | Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) erklärt die Astronomische Uhr im St.-Paulus-Dom zu Münster zum Denkmal des Monats September. Anlass ist die umfangreiche Restaurierung, die Anfang dieses Jahres abgeschlossen wurde.

In den Jahren 2017 und 2018 wurde die Schauseite der Uhr inklusive aller Skulpturen im ersten und zweiten Obergeschoss konserviert und restauriert. Zwischen Juli 2019 und Dezember 2021 erfolgte schließlich die Bearbeitung des Monatskalendariums.

"Wunsch des Domkapitels als Auftraggeber war es, die Uhr nicht nur zu konservieren, sondern auch verfremdende Überarbeitungen möglichst zu entfernen", sagt LWL-Restauratorin Anke Dreyer, die die Maßnahme begleitet und beraten hat. Möglich wurde diese Teil-Entrestaurierung durch eine eingehende Voruntersuchung. Ein Gremium aus Fachleuten der Kunstgeschichte, Naturwissenschaften, Restaurierung und Technik nahm die Uhr in all ihren Bestandteilen unter die Lupe.

So haben die Expert:innen die hölzernen Maltafeln geröntgt, um ältere Malschichten unter der vorhandenen Malerei ausfindig zu machen. UV-Aufnahmen gaben Aufschluss über den Umfang und die Art späterer Überarbeitungen. Anhand kleinster Farbproben haben die Fachleuchte die verwendeten Pigmente und Bindemittel analysiert. Eine systematische fotografische Dokumentation begleitete alle Untersuchungen und Arbeitsschritte.

Bis zu fünf Überarbeitungsphasen haben die Sachverständigen auf den zwölf Monatsscheiben festgestellt. "Dabei handelt es sich vor allem um Übermalungen und Retuschen, die älteste vermutlich aus dem Jahr 1709", so Dreyer.

Unter dem Mikroskop haben Restaurator:innen die Überarbeitungen abgenommen. "Dabei kamen das Wappen der Familie tom Ring und die Datierung 1540 zum Vorschein", so Dreyer. "Die Malerei stammt also, wie die der Obergeschosse der Uhr, von Ludger tom Ring dem Älteren und seinem Sohn Hermann".

Durch die Abnahme der Übermalungen und die behutsame Integration von Fehlstellen nähert sich das Erscheinungsbild der zwölf Monatsscheiben wieder stärker dem Ursprungszustand aus dem Jahr 1540 an. Einige Gebäude und Plätze aus dem Münsterischen Stadtbild finden sich hier wieder. "Die detailreichen Monatsbilder mit einem Durchmesser von jeweils rund fünfzehn Zentimetern sind so fein gearbeitet, dass sie an die flämische Genremalerei erinnern. Sie müssen mit feinsten Pinseln unter der Lupe gemalt worden sein", betont Dreyer. "Durch die umfangreichen Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten hat die Uhr an Leuchtkraft gewonnen und ist in ihren Details deutlicher ablesbar, was sie in ihrer Aussagekraft und Bedeutung besser erlebbar macht", so die Restauratorin weiter.

Hintergrund
Bei den zwölf Monatsscheiben der Astronomischen Uhr im St.-Paulus-Dom handelt es sich um gewalzte Kupferbleche, die mit einer leuchtend grünen Grundierung aus Bleiweiß und Kupferpigmenten in Öl versehen sind. Nur in hellen Bereichen liegt darüber ein weiterer dünner Ölgrund in elfenbeinfarbenem Ton. Darauf befindet sich eine Unterzeichnung mit einem dunklen Medium, die die Fachleute mit Hilfe von Infrarot sichtbar gemacht haben. Es folgt ein mehrschichtiger Farbaufbau mit einem Grundton und Lasuren. Den Abschluss bildet ein Naturharzfirnis.

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Text: LWL-Pressestelle