Ludgerus-Prozession in Essen-Werden

Traditionell steht der Essener Stadtteil Werden am ersten September-Wochenende ganz im Zeichen des heiligen Liudger. Seit 1128 wird dort das Ludgerusfest gefeiert. Es geht auf den 28. Abt von Werden, Bernhard von Wevelinghoven, zurück. Aus Dankbarkeit für die Abwehr einer Hungersnot legte der Abt das Gelübde ab, die Gebeine des Friesen- und Sachsen-Missionars Liudger im Rahmen einer feierlichen Prozession alljährlich durch den Ort tragen zu lassen.

Die Gebeine befinden sich seit 1787 in einem barocken Trageschrein. Die Silberbeschläge des mit Goldbrokat bespannten Schreins weisen mehrere bildliche Darstellungen auf. Sie zeigen den Heiligen und ersten Bischof von Münster, seine Gründung der Abtei Werden und eine Landschaft mit dem Gänse-Motiv.

Zurzeit befindet sich der Schrein in einer ehemaligen Abtei in Brauweiler, wo er vom Denkmalamt des Landes Nordrhein-Westfalen darauf untersucht wird, wie der Schrein restauriert werden kann, sagt Roger Ludger Schütz aus Essen-Werden. Der Ehrenvorsitzende der Communitas Sancti Liudgeri (Gemeinschaft des heiligen Liudger) ist so etwas wie der Hüter des Schreins. Der 66-jährige Schütz und seine Gemeinschaft kümmern sich seit vielen Jahren um die Liudger-Verehrung in Werden und darüber hinaus und bereiten die Liudger-Feste in Werden mit vor. Für das Fest am 4. und 5. September wird der Schrein wieder nach Werden gebracht. Am 6. September dann kommt der Schrein in eine Kölner Werkstatt. Restauratoren werden bis Ende März nächsten Jahres den Holzschrein und die eingelegten Tücher ausbessern und die Silber- und Goldbeschläge auf Hochglanz bringen. "Ich denke schon, dass alles rechtzeitig für die großen Feiern in Münster fertig sein wird", sagt Schütz. Einfluss auf die rechtzeitige Fertigstellung hat er aber nicht: "Es liegt an den Behörden des Landes Nordrhein-Westfalen, wann die Restaurierung fertig ist", erläutert Schütz. Der Schrein wie die meisten Exponate der Werdener Schatzkammer gehörten dem Land, das vertraglich gebunden sei, die "Schätze" zu erhalten.

Dass zum 1200-jährigen Bestehen des Bistums Münster der Schrein die Grabeskirche des heiligen Liudger verlässt, findet Schütz ganz in Ordnung: "Was wäre eine Feier zur Bistumsgründung ohne die Verehrung des Gründers? In der Werdener Abteikirche liegen die ersten drei münsterschen Bischöfe begraben. Sie waren zugleich Äbte von Werden", erläutert Schütz, der schmunzelnd ergänzt: "Die Münsteraner sind traurig, dass ihre ersten Bischöfe außerhalb ihres Bistums begraben sind."

Umso willkommener sind die Münsteraner, die sich auf den Weg nach Werden begeben. An der diesjährigen Ludgerus-Prozession werden aus Münster u.a. Weihbischof Franz-Peter Tebartz-van Elst und Domkapitular Christoph Hegge teilnehmen.

Text / Foto: Johannes Bernard in Kirche+Leben
03.09.2004