Woher er kam, ist nicht überliefert. Und sicherlich wäre die Reise von Coesfeld nach Billerbeck ebenfalls nicht bekannt, wäre sie nicht die letzte im Leben des heiligen Liudgers gewesen.
Der unermüdliche Wanderprediger ist auf dem Weg nach Münster. Er hatte, trotz seiner angeschlagenen Gesundheit, noch einmal die Gemeinden des Bistums besuchen wollen. Es muss sehr früh am Tag gewesen sein, als er mit seinen Gefährten Coesfeld erreicht. Es ist der Passionssonntag im Jahr 809. Gemeinsam mit dem heimischen Priester feiert der heilige Liudger, der selbst die Predigt hält, früh morgens den Gottesdienst in der Urpfarre St. Lamberti, damals wahrscheinlich eine kleine hölzerne Kapelle.
Danach macht sich der 67-Jährige mit seinen Gefährten auf den knapp zwölf Kilometer langen Weg nach Billerbeck. Dieser führt sie entlang der alten karolingischen Handels- und Salzstraße über den "Coesfelder Berg". Auf dem "Sint-Lürs-Weg", dem St.-Ludger-Weg, macht der Missionar Rast. Ein Schwächeanfall zwingt ihn dazu, denn Liudger ist schwach und krank. Ein letztes Mal segnet er das vor ihm ausgebreitete Münsterland. Das "Hakensieler Kreuz" erinnerte viele Jahrhunderte die Bevölkerung an die Stelle.
Seit 1934 schmückt ein Bildstock "Ludgeri-Rast". Er zeigt den erschöpften und segnenden Liudger. Die Benediktiner-Mönche von Kloster Gerleve, das 1904 gegründet wurde, halten die Stelle in Ehren und verehren den ersten Bischof von Münster neben dem heiligen Joseph als ihren Klosterpatron.
In Billerbeck angekommen feiert der heilige Liudger um die dritte Stunde, gegen 9 Uhr, seine letzte Messe. Die Menschen machen sich große Sorgen um ihn, denn er wird immer schwächer. In einem Haus am Ortsrand von Billerbeck stirbt Liudger in den frühen Nachtstunden am 26. März. In der gleichen Nacht eilt der Priester Gerfrid, sein Neffe und Nachfolger, zusammen mit anderen Brüdern zu ihm, um ihn zu besuchen. Sie kommen zu spät und finden Liudger schon tot. So berichtet es Altfried in seiner Heiligenvita.
Der Leichnam des Missionars wird mit einem Pferdewagen nach Münster gebracht und in dem Dom, den er selbst hatte bauen lassen, aufgebahrt. Auf Befehl Karls des Großen wird er später nach Werden überführt und am 26. April 809 dort an der Ostseite der Klosterkirche begraben.
An der Stelle, wo nach der Überlieferung das Sterbehaus des ersten Bischofs von Münster in Billerbeck gestanden haben soll, ließ Fürstbischof Clemens August von Bayern 1732 neben der alten Ludgerikirche eine barocke Sterbekapelle errichten. Beide mussten dem Dombau weichen, für den der Grundstein am 7. Mai 1893 gelegt wurde. Die "neue" Sterbekapelle befindet sich heute an gleicher Stelle im Südturm des Doms. Das Altarbild aus Carrara-Mamor zeigt den Tod Liudgers inmitten seiner Brüder. Unter der Altarplatte befindet sich eine Reliquienmonstranz in einer Nische.
Text / Foto: Michaela Kiepe in Kirche+Leben
30.03.2005