"Im Dom gibt es viele Orte des persönlichen Gebets", informiert Walter Böcker die Besuchergruppe im Kirchenraum. Ob ein kurzes Gebet in einer der Nischen und Kapellen oder eine Kerze, die neben einer Heiligenfigur angezündet wird – an zahlreichen Stellen gibt es Gelegenheit, seine persönlichen Anliegen vorzutragen. Direkt gegenüber dem Eingang fällt den Besuchern die wohl auffälligste und auch größte der Heiligenfiguren in den Blick: die mächtige, fünf Meter hohe Figur des heiligen Christophorus.
"Der heilige Christophorus steht meistens dem Hauptportal gegenüber", sagt Böcker. Das komme daher, weil er als Patron der Reisenden und Pilger Wegbegleiter der Menschen sei. Die Menschen im Mittelalter, die den Tod immer vor Augen hatten, fühlten sich den Tag über sicher, wenn sie den heiligen Christophorus gesehen und um seine Hilfe gebeten hatten. Daher finde man oft sehr große Christophorus-Figuren gegenüber dem Eingang einer Kirche.
Eine weniger auffällige Figur befindet sich links vom Eingang: die heilige Barbara, die als Attribut einen runden Turm mit drei Fenstern bei sich trägt. Der Legende nach wurde sie von ihrem Vater in einen Turm gesteckt, um sie an der Heirat zu hindern und sie den christlichen Einflüssen zu entziehen. Wegen dieser Enge des Turms ist sie heute Patronin der Bergleute, sagt Böcker. "Und auch Patronin der Sterbenden – als Symbol für den Weg durch das enge Tor zum ewigen Leben." Auch beim Pestkreuz im Stephanuschor wird um einen guten Tod gebetet.
Mehrere Nischen und Seitenkapellen bieten Gelegenheit zu einem kurzen Gebet abseits von Besucherströmen. Ein Ort der Marienverehrung im Zeichen der Schmerzhaften Muttergottes ist die nördliche Turmkapelle, in der eine Nachbildung der Pietà des aus Münster stammenden Bildhauers Theodor Wilhelm Achtermann steht. Bitten werden auch an Antonius von Padua, Elisabeth von Thüringen oder Anna Selbdritt gerichtet. Nur für Betende zugänglich ist die Sakramentskapelle im nördlichen Seitenschiff. An der astronomischen Uhr vorbei betritt die Gruppe den Chorumgang mit den Seitenkapellen, die erst im Auftrag des Fürstbischofs Christoph Bernhard von Galen erbaut wurden. In der ersten Kapelle befindet sich das Grab des Weihbischofs Maximilian Gereon Graf von Galen.
In der zweiten Kapelle, der Ludgerus-Kapelle, liegt der selige Kardinal Clemens August von Galen begraben. Sein Grab war 1987 Ziel des Besuchs von Johannes Paul II.. In der dritten Kapelle, der Josephs-Kapelle, befindet sich das Grab des Fürstbischofs Christoph Bernhard von Galen.
Text: Almud Schricke, Kirche+Leben
Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben
14.08.2007