Im mächtigen Südturm schwingen bei vollem Geläut zehn Bronzeglocken mit etwa 20,6 t Gewicht. Die Glocken tragen bis auf die neu geschaffene "Kardinal" und die angekaufte "Ludgerus" die Namen ihrer Vorgänger.
Die drei kleinsten Glocken heißen auch heute noch nach der Tradition die "Englische Jagd"; sie werden nicht mehr "gebeiert", sondern geläutet, sie schwingen selbst. Die Tonfolge ist gegenüber früher – wohl auch mit Rücksicht auf die neue tiefe Glocke und die angekaufte Ludgerus-Glocke – geändert worden. Sie lautet jetzt: fis, gis, h, - cis', e', fis', gis', - h', cis'', e''.
Diese Tonfolge muss dreigeteilt gesehen werden. Während die drei kleinsten Glocken das "Gloria" der Messe in eigener Klanghöhe verkünden, nehmen die vier mittleren Glocken mit den Tönen cis', e', fis', gis' das Thema der Präfation auf (per omnia saecula...), und darunter ertönt in den drei Bassglocken fis, gis, h wieder der Anfang des "Gloria". Außerdem sind noch die Themen "Salve regina" in den oberen Glocken e', gis', h', cis'' und das "Parzival"-Motiv in den unteren Glocken gis, h, cis', e' enthalten. Klanglich sind die Glocken so abgestimmt, dass die Zusammenstellung des Geläutes variiert werden kann.
Geläutet wird:
a) mit vollem Geläut (alle zehn Glocken): vor jedem hohen Festtag, zu Neujahr, zum "Te Deum", beim Auszug des Bischofs
b) mit großem Geläut (fünf Glocken): zum sonntäglichen Hochamt mit Paulus, Petrus, Ludgerus, Andreas, Maria
c) mit dunklem Geläut (vier Glocken): zur Pontifikalvesper mit Kardinal, Bernardus, Paulus, Petrus
d) mit hellem Geläut (vier Glocken): zum einfachen Sonntag mit Paulus, Petrus, Ludgerus, Maria
e) mit 3 hellen Glocken: zu einfachen Messen mit Ludgerus, Andreas, Maria
f) mit einer hellen Glocke: zum Angelus mit Andreas
g) mit einer tiefen Glocke: zum Tod des Bischofs mit Kardinal, zum Tod eines Weihbischofs mit Bernardus, zum Tod eines Domherren mit Paulus
Die zwei Uhrglocken im Dachreiter für den vollen und den Viertel-Stundenschlag, die von der astronomischen Uhr gesteuert werden, sind alte Glocken, die 1956 angekauft wurden.
Text: Domführer - Der Dom zu Münster und seine Kunstschätze
Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben