Apostel und Heilige

Entdeckungstour im münsterschen St.-Paulus-Dom (2)

Bevor die Gruppe den Dom betritt, lenkt Walter Böcker die Aufmerksamkeit der Besucher auf die Figuren in der Vorhalle. Rechts und links von Christus, dem Weltenrichter, stehen Figuren der Apostel und ihrer Nachfolger. Bis auf einen sind sie alle barfuß dargestellt, was eine Bedeutung hat, erklärt Böcker: "Sie können unbelastet und unbeschwert das Reich Gottes verkünden und die Botschaft Gottes in die Welt bringen." Wiederum eine Anspielung auf die Bibel, wo es bei der Aussendung der zwölf Jünger heißt: "Nehmt keine Vorratstasche mit auf den Weg, kein zweites Hemd, keine Schuhe, keinen Wanderstab ..." (Mt 10,10).

Die einzige Figur, die Schuhe trägt, die dritte von links, ist der heilige Bartholomäus. Auch das habe seinen Grund: Er ist der Patron der Schuhmacher und Gerber. Eine der rechten Seitenfiguren stellt Bischof Dietrich III. von Isenburg dar, dem gegenüber die einzige Frauenfigur der Vorhalle steht: die heilige Maria Magdalena. "Sie ist als erste Glaubenszeugin und Verkünderin der Auferstehungsbotschaft eingereiht in den Kreis der Apostel", sagt Böcker. Die Anordnung erkläre sich durch eine besondere Beziehung Bischof Dietrichs zu Maria Magdalena: Seine Bischofsweihe, die Grundsteinlegung des Doms und sein Todestag fallen auf den 22. Juli, den Festtag der heiligen Maria Magdalena, den der Bischof selbst eingeführt hatte.

Weiter geht es zum Hochaltar, über dem weitere Heiligenfiguren stehen. "Der Altar ist das Symbol für Jesus Christus selbst, die Mitte", sagt Böcker. Zur Mitfeier der Eucharistie lade Christus alle ein. Als Zeichen dafür, dass neben dem Priester, der Gemeinde und den verstorbenen und im Dom bestatteten Bischöfen, auch die Apostel und Heiligen bei der Eucharistie symbolisch zugegen sind, befinden sich rund um den Altarraum weitere Figuren: die Muttergottes, der heilige Josef, die zwölf Apostel und der Kirchenpatron Paulus, der ein Schwert hält. In der Vierung hoch oben an den Pfeilern stehen die vier Evangelisten, die die Frohe Botschaft in alle Himmelsrichtungen verkünden. Neun Engel als Vertreter der neun Engelchöre reichern das Bild des himmlischen Jerusalem an.

Der Bischofsstuhl hinter dem Hochaltar sei bewusst nicht als Thron, sondern als Lehr-Stuhl gestaltet, um das Lehramt des Bischofs auch bildlich zu verdeutlichen, sagt Böcker. Weitere Heiligen-Darstellungen sind der Christophorus gegenüber dem Eingang und der heilige Ludgerus über der Sakramentskapelle, um nur einige zu nennen.

Auf eine Heilige weist Böcker dann aber noch besonders hin: Katharina von Alexandria, die als Patronin der Prediger gilt und bei "gehemmter Zunge" angerufen wird. Daher steht die Figur  passenderweise gegenüber der Kanzel.

Neben der Orgel befindet sich eine Figur des heiligen Liborius, der in Bischofstracht dargestellt ist und ein Buch und einen vergoldeten Bischofsstab aus Holz in der Hand hält. Damit verbindet sich eine alte Tradition, erklärt Böcker der Gruppe. "Den Stab bekommt der Diözesanbischof mit in den Sarg gelegt. Der neue Bischof muss ihm einen neuen Stab übergeben."

Text: Almud Schricke, Kirche+Leben
Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben
14.08.2007