Kreuzigungs­gruppe am Horsteberg

Die Kreuzigungsgruppe ist die moderne Darstellung eines entscheidenden Moments in der Bibel: Jesus ist an das Kreuz genagelt worden. Er wird sterben und von den Toten wieder auferstehen. Wo in klassischen Bildern seine Mutter Maria und seine Freunde stehen, sind in diesem Kunstwerk Personen der jüngeren Zeitgeschichte zu sehen. Es sind seliggesprochene Christen aus dem Bistum Münster (von links): Schwester Maria Euthymia, Anna Katharina Emmerick und Clemens August Graf von Galen. Etwas abseits sitzt der Wiedertäufer Jan van Leiden.
Das Kunstwerk aus Bronze ist 2004 von dem Bildhauer Bert Gerresheim geschaffen worden. Es zeigt, wie die Christen die biblischen Ereignisse der Kreuzigung und Auferstehung Jesu heute noch deuten. Sie glauben daran, dass es auch für sie ein Leben nach dem Tod gibt. Die Seligen, die sich unter dem Kreuz versammelt haben, verweisen auf die Gemeinschaft mit Gott und dem Gottessohn nach dem Tod.
Schwester Maria Euthymia: Die Tochter eines Bauern lebte Anfang des 20. Jahrhunderts und trat 1935 dem Orden der Clemensschwestern in Münster bei. Sie arbeitete bis zu ihrem Tod im Jahr 1955 als Krankenschwester und in der Wäscherei in den Hospitälern des Ordens. Dabei setzte sie sich aufopferungsvoll für die Patienten und Mitschwestern ein. Sie bekam deshalb den Beinamen „Engel der Liebe“. 2001 wurde sie in Rom seliggesprochen.
Anna Katharina Emmerick: Sie wurde 1774 in einer armen Bauernfamilie in Coesfeld geboren und war bereits zu Kinderzeiten sehr fromm. Schon damals erlebte sie Visionen, das sind tiefe religiöse Erlebnisse. Später trat sie dem Orden der Schwestern vom gemeinsamen Leben bei. Sie wurde mit der Zeit immer kränker, bis sie bettlägerig war. Ihre Visionen erlebte sie immer intensiver. Es wird berichtet, dass an ihrem Körper auch die Wunden Jesu, die er am Kreuz erlitten hatte, zu sehen waren. Sie starb 1824 und wurde 2004 in Rom seliggesprochen.
Kardinal Clemens August Graf von Galen (1878-1946) wird auch „der Löwe von Münster“ genannt. Darin zeigt sich der Mut des damaligen Bischofs von Münster, sich unter Lebensgefahr öffentlich gegen die nationalsozialistische Herrschaft unter Adolf Hitler aufzulehnen. In Predigten prangerte er die Ermordung von Menschen mit Behinderungen durch die Nationalsozialisten an. Er wurde 2005 in Rom seliggesprochen.
Jan van Leiden ist kein Seliger. Er gehörte zu den Wiedertäufern in Münster. Sie wollten im Mittelalter in Münster eine radikale Herrschaft ohne katholische Führung errichten und vertrieben den damaligen Bischof aus der Stadt. Zwischen 1530 und 1535 regierten die Wiedertäufer die Domstadt mit Gewalt und Unterdrückung, bis sie von bischöflichen Truppen zurückerobert wurde. Van Leiden wurde als Anführer der Wiedertäufer hingerichtet. Unter diesem Kreuz wird er nachdenklich, als „gescheiteter Erlöser“, dargestellt.
Die zerbrochenen Gegenstände unter dem Kreuz stehen für unterschiedliche Schreckenszeiten der Geschichte: die zerschlagenen Herrschafts-Gegenstände des Wiedertäufer-Königs Jan van Leiden, ein Figurentorso als Erinnerung an den Bildersturm, das Hakenkreuz und der Judenstern aus der NS-Zeit, das Hammer-und-Sichel-Emblem des Weltkommunismus. Zudem sind direkt am Fuß des Kreuzes Hinweise auf die heilige Edith Stein (1891-1942) zu finden, die eine Zeit lang in Münster gelebt hat und im Konzentrationslager Auschwitz starb. Zu sehen sind ein Stein mit dem Ordenssiegel ihrer Gemeinschaft und ein Buch, das sie schrieb: „Endliches und ewiges Sein“.