Die Gedenktafel für Joseph Kardinal Höffner

Zu den die 1200 Jahr-Feier der Stadt Münster einleitenden Ereignissen gehörte auch die Segnung der Gedenktafel für Kardinal Joseph Höffner im Hohen Dom zu Münster, die durch Bischof Dr. Reinhard Lettmann am 3. Januar 1993 nach der feierlichen Vesper enthüllt wurde.

Das hochrechteckige, nach oben sich etwas verjüngende Bronze-Relief (146,0 cm x 60,5/56,5 cm) stellt Joseph Kardinal Höffner in bischöflichem Ornat dar, im Chormantel (Pluviale) und mit Mitra, jedoch ohne die bischöfliche Insignie Hirtenstab. Die Bildnisbüste, ganz in der Tradition der reinen Schulterbüsten, nimmt den unteren Teil der Tafel ein und zwar so, dass sie mit ihrer 5/8 Höhe in die obere Schriftzone hineinragt.

Die beschnittene Rautenform des Schriftfeldes antwortet so dem rautenförmigen, sich nach oben abnehmenden Relief des Kopfes mit der Mitra. Dieses Kompositionsmittel stiftet die Einheit der bronzenen Gedenktafel. Die Mitra und der steif hüllende Chormantel scheinen die dargestellte Gestalt fast zu "beeinträchtigen", um die Last des bischöflichen Amtes symbolisch zu verdeutlichen. Das schmale, asketische Gesicht ist von prägender Dominanz: die strengen Augen hinter den starken Brillengläsern richten sich prüfend auf den Betrachter, die Keilform der geraden Nase und die Linie des geschlossenen Mundes zwischen den Furchen der Wangen verstärken das ausdrucksvolle Schauen.

Bischof von Münster 1962-1968

Diesem beredten Schweigen antwortet das obere Schriftbild und ruft zum "Gedenken an Joseph Kardinal Höffner 1906-1987 / Bischof von Münster 1962-1968 / Erzbischof von Köln 1969-1987" und erinnert zugleich an die Worte des damaligen scheidenden münsterschen Bischofs, der sich, mit dem Gleichnis vom unnützen Knechten (Lk. 17,10) von seiner Kirche in Münster verabschiedet hat:

"Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: wir sind unnütze Knechte! Wir haben nur unsere Schuldigkeit getan. Keiner von uns wird zu sagen wagen, dass er alles getan hat. Deshalb bitte ich umVergebung für alles, was ich als Bischof versäumt habe".

In dieser Form von Demut und Bescheidenheit spiegelt sich sein Charakter. Das selbstständig angebrachte bronzene Wappen des Kardinals mit seinem Wahlspruch "Justitia et caritas" (Gerechtigkeit und Liebe) erinnert an die großen Tugenden, in deren Zeichen er sein Leben und sein Hohes Amt stets geführt hat.

Feste "Stütze" der Kirche

Der Träger des Bronzereliefs, der nordwestliche Vierungspfeiler des Westquerhauses, hebt den dargestellten Bischof als feste "Stütze" der Kirche hervor. Die Nähe zur neuen Grablege der Bischöfe von Münster bringt zeichenhaft die Nachfolge und Gemeinschaft mit den Toten zum Ausdruck.

Die Gedenktafel ruft die wichtigsten Erinnerungen aus dem Leben Joseph Kardinal Höffners in Erinnerung (nach Reinhard Lettmann im Handbuch des Bistums Münster von 1993):

Joseph Höffner wurde am 24. Dezember 1906 in Horhausen (Westerwald) geboren. Nach dem Abitur (1926) studierte er Philosophie und Theologie an der päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. 1929 erwarb er den Doktorgrad in Philosophie. Am 30. Oktober 1932 wurde er in Rom zum Priester geweiht. Von 1934 bis 1937 war er als Kaplan und Religionslehrer in Saarbrücken tätig.

Mehrere Jahre Pfarrer

Es folgten weitere theologische Studien, die er 1938 mit dem Doktorat in Theologie abschloss. Von 1939 bis 1943 war Joseph Kardinal Höffner Pfarrer in Kail an der Mosel und von 1943 bis 1945 an Heilig Kreuz in Trier. 1944 habilitierte er sich an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Freiburg im Breisgau. 1945 ernannte Bischof Bornewasser von Trier Joseph Höffner zum Professor für Pastoraltheologie und christliche Soziallehre am Priesterseminar in Trier. Am 1. August 1951 übernahm er den Lehrstuhl für Christliche Sozialwissenschaften der Universität Münster.

Im Alter von 56 Jahren wurde Joseph Höffner zum Bischof von Münster gewählt: am Fest Kreuz-Erhöhung (14. September 1962) wurde er im St. Paulus-Dom in Münster zum Bischof geweiht. Bischof Höffner war sehr bemüht, die Anregungen und Beschlüsse des II. Vatikanischen Konzils in das kirchliche Leben des Bistums umzusetzen. Einen besonderen Schwerpunkt sah er in der geistlichen Einführung und Vertiefung im Hinblick auf die vom Konzil angestrebte liturgische Erneuerung. Nachdrücklich förderte er die Arbeit der Verbände, insbesondere auch der großen katholischen Sozialverbände.

Bischof Höffner sah eine seiner wichtigsten Aufgaben in der Verkündigung des Glaubens. "Durch seine glaubwürdige Person, die persönliche Anspruchslosigkeit und Einfachheit im Lebensstil sowie durch seine Aufrichtigkeit und Liebenswürdigkeit gewann Bischof Höffner Vertrauen und hohe Anerkennung im ganzen Bistum" (Reinhard Lettmann). Im Dezember 1968 wurde Bischof Höffner zum Erzbischof-Koadjutor nach Köln berufen und am 6. Januar 1969 übernahm er die neue Aufgabe.

Kardinal und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz

Am 23. Februar 1969 wurde Joseph Höffner zum Erzbischof von Köln ernannt. Am 28. April 1969 folgte die Vorhebung zum Kardinal. Von 1976 bis 1987 war er Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Nach einer schweren Erkrankung starb er am 16. Oktober 1987 und fand sein Grab in der Krypta des Kölner Domes.

Das Bronzerelief schuf der Kölner Bildhauer Karl Burgeff. Er wurde 1928 in Würzburg geboren, wo sein Vater Ordinarius für Botanik an der Universität war. Nach dem Abitur (1946) hat er zunächst naturwissenschaftliche Studien an den Universitäten Würzburg, Stuttgart und Tübingen von 1946 bis 1949 absolviert. Dann verließ er die Universität und besuchte drei Semester lang die Würzburger Kunst- und Handwerkschule. Seit 1951 war er Schüler der Kölner Werkschulen, wo er in Ludwig Gies den für ihn entscheidenden Lehrer fand. 1957 machte sich Karl Burgeff selbstständig.

Er schuf zahlreiche Portale, Sakramentshäuser, Altarmensen, Kruzifixe, Kreuzwegstationen und Heiligenstatuen für die Kirchen von Aachen, Altenhundem, Aschaffenburg, Berlin, Bonn, Brühl, Hanau, Köln, Nörwenich, Oldenburg, Trier, Würzburg und Wuppertal. 1968 erhielt er den Förderpreis der Stadt Köln und noch im selben Jahr wurde ihm die Leitung einer Bildhauerklasse an den Kölner Werkschulen anvertraut. Seit 1973 ist er Professor an der Fachhochschule Köln.

Beschreibung des Arbeitsstil des Künstlers

Er hat vor allem als Porträtist einen hohen Ruf. Seit 1978 wohnt und arbeitet er auch in der Eifel. Sein zeichnerisches Werk wurde erst 1981 einer größeren Öffentlichkeit bekannt gemacht. Der beste Kenner seiner Kunst, Peter Volk, beschreibt sehr einprägsam die Arbeitsmethode des Bildhauers:

"Karl Burgeff liebt – wie die Bildhauer und Medaillenkünstler des Quattrocento - den Bronzeguss; Prägungen sind unter seinen Medaillen und Plaketten seltener. Die Modelle für den Guss oder die Prägung arbeitet er aus Gips. Er geht von einer Gipsplatte aus, aus der er sein Relief herausschneidet und –schabt. Dies geschieht jedoch nicht in einem Arbeitsgang, sondern er gießt, wenn es ihm notwendig erscheint, das erhabene Relief ab und arbeitet an der Darstellung in der so entstandenen Hohlform weiter.

Dieses Verfahren ist beliebig umkehrbar und wird bis zur Vollendung des Modells mehrfach angewandt. Es setzt ein völliges Vertrautsein mit Relieferhebung und –vertiefung und Reliefgrund voraus. Dazu kommt, auch bei vergrößertem Maßstab des Modells, eine ständige Kontrolle der endgültigen Größe und Proportion."

Historischer Rahmen

Mit dem selben Verfahren arbeitete Burgeff auch an der Gedenktafel für Kardinal Höffner. Das bildhauerische Werk Karl Burgeffs in einen größeren historischen Rahmen einzuordnen, hat als erster Hans van der Grinten unternommen.

"Der in Köln lebende Bildhauer ist seit über ein Vierteljahrhundert Exponent dessen, was man weithin, in gewissem Sinne kunstgeografisch, in anderem auch stilistisch, sich angewöhnt hat mit dem Terminus Kölner Schule zu umschreiben. Man versteht darunter eine figürliche, mit ikonengrafischen Bezügen und thematischen Bindungen gesättigte Plastik, die an allen Orten unserer Umwelt, historischen und gegenwärtigen, bereitwillig den stillen, aber beharrlichen Dialog mit der Architektur aufnimmt.

Ihren Ursprung hatte sie in der Person von Ludwig Gies, der nach dem Kriege seine Kölner Lehrtätigkeit mit dieser Zielsetzung begann, zugleich aber mit der materialen Universalität seiner eigenen angewandten Bildhauerei seinen Intentionen Nachdruck verlieh. Waren in seiner Öffentlichkeitsarbeit Entwurf und Ausführung nahezu immer geschieden, das eine eigenhändig und kleinmaßstäblich, das andere am Ort in den Händen ausführender Handwerker, so entfaltet sich in der nachfolgenden, heute mittleren Generation erneut eine fruchtbare Verschmelzung beider Phasen, wobei auch die Wirkung von Gerhard Marcks und Ewald Mataré in Betracht zu ziehen ist, deren kölnische Großaufträge gleichfalls der fortwirkenden Orientierung dienten.

Figuren, Gruppen, Reliefs und Plaketten

Burgeffs Figuren, Gruppen, Reliefs und Plaketten, darunter eine große Anzahl kleiner Medaillen, die einen eigenen, hingebungsvoll bearbeiteten Werkbereich bilden, der seinerseits zu den wesentlichen Beiträgen zählt, aus denen sich das Bild der heutigen Medaillenkunst zusammensetzt, sind also von öffentlicher Wirkung getragen. Sie haben ihren Ort gefunden und ihren Autor bekannt gemacht. Zu diesen "öffentlich wirksamen" Arbeiten des Bildhauers Karl Burgeff zählt auch die Münstersche Gedenktafel für Joseph Kardinal Höffner.


Text: Géza Jászai
Fotos: Michael Bönte, Kirche+Leben
Dezember 2003