Memorientafel des Epitaphaltares
Die Stiftung des ehemaligen Epitaphaltares durch den Domherrn Melchior von Büren ist archivalisch überliefert, aber auch die Inschrift der heute noch erhaltenen Memorientafel des Epitaphaltares hält sie fest:
Melchior a buren dns (dominus) cellerarius aedis paulini et cantor no(n) sine laude fuit huius id i(m)pensis scite est altare novatu(m) destructu(m) a monstris turpiter a(n)te novis a furiis pietas reficit cor(r)upta retinctis in quaru(m) nulla est pectore mica sal(is) extrai(n) circuitu quiphano e(st) proximus aede(m) ossa viri excimii rite sepulta iacent.
Corpore deposito telluri vivat in aevum nu(n)c aia (anima) (a)ethero perpetuoque polo membraque reddantur tande(m) rediviva beata(m) spiritui in requiem glorificata suo mascula cui viguit presta(n)ti in corpore virt(us) cuique fuit claro mens generosa viro decede(n)s senior matura etate supremum in d(omi)no hic clausit chro (christo) obiit(que) diem.
"... nie ohne Lob"
Melchior von Büren, des Paulus Domes Zellerar und Kantor, war nie ohne Lob. Dieser Altar wurde auf seine Kosten kunstvoll erneuert, nachdem er zuvor von den Ungeistern schändlich zerstört ward, von den neuen Wütenden, in deren Innern kein Körnchen Salz ist (kein Fünkchen Verstand). Fromme Gesinnung stellt das Zerstörte her durch neue Farben. Am Rande der Kirche, dem Heiligtum am nächsten, ruhen des vortrefflichen Mannes Gebeine, bestattet nach heiligem Brauch.
Der Leib ward gegeben der Erde, leben soll nun die Seele auf ewig dem himmlischen und ewigen Hause. Lebendig werden sollen auch endlich die Glieder, kraftvoll dem Geiste verherrlicht zur seligen Ruhe. Ihm lebte stark die Tugend in vortrefflichem Körper, dem strahlenden Mann, dem edelmütiger Geist innewohnte. Sterbend als Greis dann in gereifterem Alter, beschloss er den letzten Tag in Christus dem Herrn und verschied.
Melchior von Büren d. Ä,. ist im Jahre 1480 in Davensberg (südlich von Münster) geboren. Bereits mit 23 Jahren wurde er Mitglied des Domkapitels (22. Dezember 1503). Seit 1512 hatte er das Amt des Domkellners (Zellerar) inne. Gleichzeitig diente er auch als Domkantor und war Mitglied der Kaland-Bruderschaft. Er ist im Alter von 66 Jahren am 8. August 1546 in Münster gestorben.
Zahlreiche Stiftungen
Da sein Sterbedatum an der Sockelplatte des Altaraufsatzes gesondert gemeißelt wurde (obiit anno 1546/die ciriaci), dürfen wir mit Sicherheit folgern, dass seine Stiftung, der Epitaphaltar mit der Anbetung der Heiligen Drei Könige, noch vor seinem Tode, also vor 1546, errichtet wurde, und zwar im Chorumgang, wo er auch begraben wurde, vor der heutigen Ludgeri-Kapelle des Domes.
In seinem Testament vom 6. August 1546 empfahl er seine Seele der Jungfrau Maria und dem Apostel Bartholomäus , bestimmte die Ordnung seines Begräbnisses und vermachte dem Hohen Kapitel des Domes die Höfe Elferding und Borcharding im Kirchspiel Greven und stiftete zahlreiche Memorien in den Kirchen der Stadt St. Jakobi, Liebfrauen zu Überwasser, St. Ägidii, St. Johannes, St. Georg, St. Katharina (Minoriten), und des Bistums in Freckenhorst, Borghorst, Metelen, Nottuln, Asbeck, Flaesheim, Rosenthahl, Rheine, Hofringe, Niesing, Rhynern bei Hamm, u.a.m. Im Zusammenhang mit der Errichtung der Galenschen Kapellen wurde der Bürensche Epitaphaltar nach 1663 abgebrochen.
"Wohl um 1697" (Max Geisberg) gelangten die Teile des Altaraufsatzes in die Pfarrkirche zu Mesum, wo sie in einer willkürlich veränderten Form bis zum Ende des 19. Jahrhunderts verblieben waren. Vom Westfälischen Landesmuseum erworben wurde das Relief mit der Anbetungsszene 1907 in der museal eingerichteten Margarethenkapelle des Museums aufgestellt.
Zuvor im Landesmuseum
Von 1974 bis 1981 war das Relief mit der Anbetung der Heiligen Drei Könige im Neubau des Landesmuseums erneut zu sehen, von 1981 bis 1988 in der Domkammer. Im Rahmen der Neugestaltung der Chorkapellen des Domes gelangte es zuletzt in die Kreuzkapelle des Domes, seinem ursprünglichen Bestimmungsort etwas näher gerückt, um uns so noch bindender das Nacherleben der friedensstiftenden Menschwerdung Gottes (Lukas 2,14) zur imitation pietatis "vor Augen" zu führen.
Der Bildhauer des Epitaphaltares, Johann Brabender (geb. um 1498/99) in Münster, gestorben 1562 ebendort) war der bedeutendste Bildhauer des 16. Jahrhunderts in Münster. In seinem Werk vollzieht sich in Westfalen am stärksten die Hinwendung zu den künstlerischen Problemen der Renaissance. Vermutlich ging er bei seinem Vater, Heinrich Brabender, oder bei dem Bildhauer Evert van Roden in die Lehre. Um 1520/25 folgten seine Wanderjahre, worüber die Überlieferung ganz schweigt.
Die Epitaphien seines Frühwerkes zeigen einen Typus des einachsigen Ehrenmals mit religiöser Darstellung, Stifterbild und Totengedächtnisinschrift, wie er in Münster schon im 15. Jahrhundert ausgebildet war. Er schuf für die Kirchen Münsters mehrere Epitaphien: