Aus dem Saulus wurde kein Paulus...

Wenn am 29. Juni im münsterischen St.-Paulus-Dom das Patronatsfest des Bistums und seiner Kathedralkirche gefeiert wird, dann erinnert sich die Kirche von Münster an ihre Ursprünge - und vielleicht ist dies auch ein Ausblick in die Zukunft.

Der Wandermissionar Liudger erhob im 9. Jahrhundert den großen Missionar der Urkirche zum Patron für sein Missionsgebiet. Der Gründer der Diözese und Stadt Münster stellte sein "Monasterium" auf einem Hügel der fränkisch-sächsischen Siedlung Mimigernaford unter den Schutz des heiligen Paulus.

Ludgerus war selbst eine Art Völkerapostel und darin seinem Vorbild gleich, wenn er missionierend durch das Münsterland und Friesland zog. In seiner friesischen Heimat wirkte er nach seiner Priesterweihe im Jahr 777 in Dokkum (heute im Norden der Niederlande gelegen). Die Kirche dort war dem heiligen Paulus geweiht und hielt die Erinnerung an das Pfingstfest 754 wach, als Bonifatius, der "Apostel der Deutschen", dort den Märtyrertod starb.

Schon 819, nur zehn Jahre nach Liudgers Beisetzung in seiner Klostergründung Werden, findet sich die erste urkundliche Erwähnung des Apostels Paulus als Bistumspatron, als Patron der Domkirche im Jahre 889. Acht dem St. Paulus geweihte Kirchen gibt es in der Diözese Münster, dazu 13 mit einem Petrus-Paulus-Patrozinium (Patronatstag: 29. Juni).
Kunstwerke zeigen Bistumspatron

Im Dom sind zahlreiche Kunstwerke zu sehen, die den Heiligen zeigen: Im Paradies ziert eine Arbeit Johann Brabenders aus der Zeit um 1540 den Mittelpfeiler in der typischen Darstellungsform - Paulus trägt in der einen Hand ein Buch als Verweis auf seine zahlreichen Briefe und die Verkündigung des Evangeliums und in der anderen Hand das Schwert, das auf seinen gewaltsamen Tod deutet. Über dem rechten Türsturz zeigt ein mittelalterliches Relief den Sturz des Heiligen vor Damaskus.

Der alte Hochaltar von 1621/22, eine Arbeit von Gerhard Gröninger, die sich heute im Westchor befindet, stellt sehr plastisch die gleiche Szene sowie die Enthauptung des Völkerapostels dar. In der Domkammer befinden sich einige Reliquiare und andere Kult- und Kunstgegenstände, die den Missionar zeigen.

Berichte der Bibel

Paulus selbst berichtet in seinen Briefen, die im Neuen Testament der Bibel enthalten sind, von sich; ergänzt wird dies durch Aussagen in der Apostelgeschichte. Geboren wurde er in der Hafenstadt Tarsus (in der heutigen Türkei) als Diasporajude. Er besaß das römische Bürgerrecht, was darauf hindeutet, dass seine Familie zur örtlichen Oberschicht gehörte. Zu seinem jüdischen Vornamen Saulus erhielt er von seinen Eltern den römischen Namen Paulus, wonach die Wendung "aus einem Saulus ein Paulus werden" demnach unrichtig ist.

Der Junge wurde strenggläubig, später sogar als eifriger Pharisäer, einer jüdischen Gruppe von Gesetzeslehrer, erzogen. Paulus war von Kindestagen an vertraut mit der griechischen Sprache, Bildung und Kultur. Von Beruf war er Handwerker - er machte Zelte und verdiente später selbst auf den Missionsreisen damit seinen Lebensunterhalt.

Dramatisch schildert die Apostelgeschichte seine Bekehrung: Als Christenverfolger wurde er kurz vor Damaskus, wo er die neue "Sekte" der Christen bekämpfen wollte, von einem starken Licht geblendet; er erblindete für eine bestimmte Zeit. Er hörte die Stimme: "Saul, warum verfolgst Du mich?" Paulus bekehrte sich und wurde zu einem glühenden Verfechter des Glaubens an Christus und zählte sich selbst zu den Aposteln.

Drei Mal ausgepeitscht

Er selber erlitt Verfolgungen und Mühen bei seiner Missionstätigkeit, wovon er in einem seiner Briefe berichtete: "Ich ertrug mehr Mühsal, war häufiger im Gefängnis, wurde mehr geschlagen, war oft in Todesgefahr. Fünfmal erhielt ich von Juden die 39 Hiebe, drei Mal wurde ich ausgepeitscht, einmal gesteinigt, drei Mal erlitt ich Schiffbruch, eine Nacht und einen Tag trieb ich auf hoher See. Ich war oft auf Reisen, gefährdet durch Flüsse, gefährdet durch Heiden, gefährdet in der Stadt, gefährdet in der Wüste, gefährdet auf dem Meer, gefährdet durch falsche Brüder."

Paulus verdankt die junge Gemeinde der Christen den Schritt aus der Welt der Juden hin zu den "Heiden". Er gilt als der "Völkerapostel" und wichtiger Missionar in der unchristlichen Welt der Römer. In der Hauptstadt des Weltreiches fand er den Tod - man enthauptete ihn. - Mission auch hierzulande: das wird auch derzeit ein neuer Aspekt kirchlichen Handelns.

Text: Norbert Göckener, kampanile
Foto: Michael Bönte, www.kirche-und-leben.de
29.06.2003