Hinter den Kulissen des Doms

Entdeckungstour im münsterschen St.-Paulus-Dom (5)

Nach dem Rundgang durch den Dom führt Walter Böcker die Gruppe links vom Altar an der Figur der Anna Selbdritt vorbei in den Kreuzgang. Dort trifft die Gruppe dann wieder auf ein Symbol der Wachsamkeit: die Reihe der fünf klugen und fünf törichten Jungfrauen, die die Ankunft von Christus erwarten. Im Matthäusevangelium heißt es dazu: "Seid also wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde." (Mt 25,1-13)

In der Sakristei können die Besucher einen Blick hinter die Kulissen werfen, der ihnen normalerweise verwehrt bleibt. Sie bekommen einen Eindruck von der Menge des Personals, das sich bei kirchlichen Festtagen, Weihen oder Bistumsveranstaltungen dort aufhält.

Hinter der Sakristei geht es in den Kapitelssaal, wo das Domkapitel tagt und unter anderem einen neuen Bischof wählen wird. Zwölf hochlehnige Stühle stehen um einen dunklen Holztisch in der Mitte des Raums. An den Wänden finden sich Vertäfelungen ähnlich denen im Friedenssaal des historischen Rathauses. Die Holzvertäfelungen des Kapitelssaals zeigen die Wappen der Domkapitulare, die bis Anfang des 19. Jahrhunderts aus dem Adel stammten.

Am Domherrenfriedhof vorbei führt Böcker die Gruppe weiter durch den Kreuzgang bis zum bischöflichen Gartensaal, der auch "Kachelzimmer" oder "das blaue Zimmer" genannt wird. Grund dafür sind die weiß-blauen Kacheln an den Wänden des Saals. Bis zur Zerstörung des Doms im Oktober 1943 war der Saal Teil des bischöflichen Palais. Ein Drittel der Kacheln aus dem 16. Jahrhundert blieb erhalten, der Rest wurde in künstlerischer Feinarbeit restauriert.

Auf den Kacheln an der Ostseite sind die vier Elemente zu sehen, gegenüber an der Westwand die vier Jahreszeiten; oberhalb der Tür an der Nordwand  die Sonne – der Tag; an der Südseite der Mond – die Nacht. "Sie zeigen die Wirklichkeit, in der wir leben – unsere Welt", erklärt Böcker. "In dieser Welt hat die Kirche den Auftrag, zu allen Zeiten das Wort Gottes zu verkünden."

Das wird an der Nordwand in Anlehnung an die Stillung des Seesturms durch Jesus (Mt 8,24-27) eindrücklich dargestellt durch ein Schiff auf stürmischer See mit rettendem Anker. Auf einer Kachel auf der gegenüberliegenden Seite ist Paulus zu sehen, der in der Apostelgeschichte auch Hermes genannt wird: "Er steht als Patron des Doms für den Auftrag der Kirche in der Welt", erklärt Böcker.

Text/Foto: Almud Schricke, Kirche+Leben
14.08.2007