Personifikation des Glaubens
Aus einer in der Mitte der Tür hochwachsenden Staude sprießen links und rechts symmetrisch Ranken empor und schlingen sich C- und S-förmig flächendeckend in die Höhe, wo sich ihre Zweige als Laubkrone ausbreiten. Mitten zwischen den Ranken, in Höhe der Querachse der Tür, sind drei Putten dargestellt, die mit ihren Attributen die drei göttlichen Tugenden (Gnadengaben) Glaube, Liebe, Hoffnung versinnbildlichen.
Links sitzt die Personifikation des Glaubens (Fides) über einem Füllhorn, mit einem Kreuz in seiner linken Hand. Auf der gegenüber liegenden Seite ist die Personifikation der Hoffnung (Spes) mit einem Anker über einem Füllhorn sitzend dargestellt. Zwischen diesen beiden Putten steht aufrecht die allegorische Gestalt der Liebe (Caritas), die ein Pelikannest triumphal über ihren Kopf empor hebt.
Bedeutung der drei Gnadengaben
Die Bedeutung dieser drei Gnadengaben ist im 1. Korintherbrief des heiligen Apostels Paulus begründet (cap.13,1-13):
Und noch einen – einen Weg höher als alle, zeige ich euch.
Wenn ich mit Zungen
der Menschen und der Engel rede,
die Liebe aber nicht habe
– dröhnender Gong bin ich oder lärmende Zimbel.
Und wenn ich Prophetenrede habe
und weiß die Geheimnisse alle und alle Erkenntnis,
und wenn ich allen Glauben habe
– zum Berge versetzen –
die Liebe aber nicht habe
- so bin ich nichts.
Und wenn ich all mein Hab und Gut veralmose
und meinen Leib zum Verbrennen ausliefere,
die Liebe aber nicht habe
– so nützt es mir nichts.
Die Liebe ist langmütig,
Gütig waltet die Liebe,
nicht ehrneidig.
Die Liebe eifert nicht;
sie macht sich nicht wichtig.
Sie benimmt sich nicht missfällig;
sie sucht nicht das Ihre.
Sie lässt sich nicht aufreizen;
sie rechnet das Übel nicht vor.
Sie freut sich nicht über das Unrecht;
doch sie freut sich mit an der Wahrheit.
Alles hält sie aus.
Alles glaubt sie;
alles hofft sie;
alles durchharrt sie.
Die Liebe geht nie zugrunde.
Prophetenrede aber – sie werden abgetan.
Oder verzückte Zungen - sie hören auf.
Oder Erkenntnis - sie wird abgetan.
Denn: nur zu einem Teil erkennen wir,
nur zu einem Teil reden wir prophetisch.
Wenn aber das Vollkommene kommt,
wird das Teilstück abgetan.
Als ich unmündig war,
redete ich wie ein Unmündiger,
hatte den Sinn wie ein Unmündiger,
berechnete ich wie ein Unmündiger.
Als ich Mann geworden,
habe ich das Unmündig-Sein abgetan.
Noch blicken wir ja nur durch einen Spiegel
- in Rätselgestalt -
dann aber von Angesicht zu Angesicht.
Noch erkenne ich nur zum Teil,
dann aber werde ich voll erkennen,
wie ich selbst voll erkannt ward.
Jetzt also bleiben Glaube, Hoffnung und Liebe –
diese drei:
Ihrer Größtes aber ist die Liebe.
Diesem paulinischen "Hohelied der Liebe" entsprechend ist die Personifikation der Liebe durch das Bildmotiv des opferbereiten Pelikans christologisch erhöht dargestellt. Das Bildmotiv, seit der frühchristlichen Zeit ein außerordentlich beliebtes und verbreitetes Symbol in der abendländischen Kunst, geht auf Psalm 102,7 zurück:
"Similis factus sum pelicano solitudinis" - "Ich gleiche dem Pelikan in der Einsamkeit". Bereits beim frühchristlichen Autor Physiologus wird der Pelikan als Symbol für die Opferbereitschaft, Tod und Auferstehung Christi gedeutet (Ed. von Otto Seel, 1960, cap. 4). Auch in der Kunst des späten Mittelalters und der Neuzeit war dieses Symbol Christi und der Eucharistie sehr verbreitet, besonders auf Kruzifixen, in der Bekrönung von Kirchenportalen und Ehrenpforten, auf Paramenten und liturgischen Geräten.
Symbolik des Pelikans
Die vorletzte Strophe des Sakramentshymnus " Adoro te devote" erinnert auch an diese christologische Symbolik des Pelikans: "Pie pelicane, Jesu Domine/me immundum munda tuo Sanguine/cuius una stilla salvum facere/totum mundum posset omni scelere!" Das Kreuz in der linken Hand der Personifikation des Glaubens ist ein primäres Zeichen der Erlösung, mit dem die Kirche alles beginnt, segnet und konsekriert: Es ist das Zeichen des Todes Christi, seines Erlösungstodes, seiner Auferstehung und Parusie (Wiederkunft zum Weltgericht). Der Anker, das Symbol der Hoffnung, wurde nach dem Hebräerbrief des Apostels Paulus gleichermaßen christologisch gedeutet:
"Wir, die darin Zuflucht gefunden, die dargebotene Hoffnung zu ergreifen. An ihr haben wir gleichsam einen Anker des Lebens, der sicher ist und fest und hineingeht in das Innere des Vorhangs. Dort hinein ging als Vorläufer für uns: Jesus, da er - nach der Ordnung des Melchisedek – Hohepriester geworden auf Weltzeit hin" (Hebr. 6,19f). Ein häufig wiederkehrendes Bildmotiv war der Anker als Zeichen der Hoffnung auf Rettung durch Christus auch in der religiösen Emblematik der Barockzeit, zum Beispiel bei Johann de Gouda SJ, De victorieuse Transsubstantiatie (Antwerpen 1611), mit einem Titelkupfer von W. Hack. Den beiden allegorischen Gestalten Glaube und Hoffnung sind als Attribute auch Füllhörner zugesellt. Psalm 18,3 nennt den Herrn selbst als "cornu salutis meae", auch das 2. Buch der Könige 22,3 – ähnlich Zacharia, der Vater Johannes des Täufers, im Preisgesang, mit dem er die nahe Heilsvollendung verkündet.
Mit diesem Canticum Benedictus begrüßt die Kirche in ihrem Morgenlob Christus, der in den heiligen Mysterien seine erlösende Kraft immer von neuem ausschütten lässt: "Gepriesen, der Herr, der Gott Israels! Denn hergesehen hat er: Erlösung seinem Volk gebracht. Uns ein Horn der Rettung hat er aufgerichtet im Hause Davids, seines Knechtes" (Lukas 1,68f).