Mutiger Bezwinger seiner Feinde
Die in der Portaltür dargestellten, über ihre Feinde triumphierenden Heraklesgestalten und die von Schwert und Pedum durchkreuzten Trophäen mit Siegeskränzen weisen den Fürstbischof als neuen Herakles und mutigen Bezwinger seiner Feinde aus. Damit zusammenstimmend erscheint oben das von Engeln gehaltene fürstbischöfliche Wappen, das auf die von Gott gegebene Stellung als Fürst und Bischof seiner Territorien hindeutet.
Die ehemals im Inneren der Kapelle aufgestellten Reliquienaltäre waren den liebsten Schutzpatronen des Fürstbischofs geweiht: St. Joseph, St. Ludgerus und St. Maximus. An diesen Altären sollten in bestimmten Abständen Messen gelesen werden. Damit wurde die Verehrung heiliger Reliquien, wie sie Christoph Bernhard gefördert hatte, als wichtiges Glaubenselement betont und fortgeführt. Die Nähe des Grabmals zu den Reliquien stärkte zugleich die Hoffnung auf das ewige Seelenheil. Trat der Betrachter durch das Mittelportal ein, blickte er als erstes auf den ehemals dort vorhandenen barocken St. Ludgerus-Altar der Galens Vorgänger auf dem Bischofsthron geweiht war.
Er hatte als Missionar die Heiden bekehrt und die katholische Glaubenslehre somit gleichfalls kämpferisch verbreitet. Mit dieser Aussage spielte das ehemals von der Decke herabhängende silberne Kriegsschiff zusammen, das ebenso auf eine kämpferisch-kriegerische Tätigkeit des Fürsten hinwies.
Josef als Patron der Grabkapelle
Der in der rechten Kapelle ehemals befindliche Altar des hl. Maximus war einem unter Kaiser Decius um 248 hingerichteten Märtyrer geweiht, der im Antependium als Glaubensstreiter mit Helm, Lanze und Schwert dargestellt war. Mit Harnisch bekleidet, tauchte er zusätzlich auf der Inschrifttafel zur Grundsteinlegung in dieser Kapelle auf. Einen starken Aspekt symbolisiert hingegen der Patron der Grabkapelle. Hier hatte Galen St. Joseph gewählt, den er zum einen persönlich besonders verehrte, der aber auch konkret als Helfer in der Sterbestunde und als Patron eines guten Todes verehrt wird. Im Rahmen einer schon zu Lebzeiten eingerichteten Grabkapelle erhält dieses Patrozinium somit eine sinnvolle ikonographische Bedeutung.
Erst wenn der Betrachter durch den Verbindungsgang von der Ludgeruskapelle her in die Josephskapelle eintrat, erblickte er das monumentale Grabmal, das sich in seiner ganzen Breite bühnenhaft erstreckt. Der bewusst konzipierte szeneografische Effekt ergibt sich nur durch eine derartige Betrachtung, während man heute nach dem Eintreten durch die 1886 neu eingesetzte Kapellentür unvermittelt seitlich auf das Grabmal blickt. Auf dem Sockel präsentiert sich der in Andacht kniende Fürstbischof dem Betrachter. Die Andächtigkeit (Frömmigkeit), seine Liebe zu Christus, einer der Vorsätze des Fürstbischofs, hat in dieser Darstellung gleichsam für die Ewigkeit Gestalt angenommen. Die Waffentrophäen hingegen, die das Grabmal umrahmen, zeugen erneut von militärischer Stärke und persönlichem Ruhm. Zwischen den Helmen, Harnischen, Kanonen, Pauken, Trompeten, Keulen und Fahnen sind sogar Heeresbanner mit den Initialen des Fürstbischofs zu erkennen.
Diesen eher weltlichen Topoi von Stärke und Ruhm entspricht das Auftauchen der Galenschen Familienwappen, die den Ruhm des Fürsten auch als Ruhm des Hauses Galen deuten. Über die durch militärische Stärke erreichten Siege geben im Einzelnen die Inschriften an Rückwand und Sockel Auskunft. Programmatisch tauchen an oberster Stelle der Sockelinschrift die Worte "Monasterium Reduxit" auf (er hat Münster zum Gehorsam zurückgeführt), ein Hinweis auf die Besiegung der Stadt, die sich gegen ihn aufgelehnt hatte (1661). An weiterer Stelle: " In Hungaria Adversus Turcas Exercituum Imperii Directorem egit" (= er ist in Ungarn gegen die Türken Kriegsdirektor des Reichsheeres gewesen).
Kampf für den katholischen Glauben
Diese militärischen Erfolge waren dem absolutistisch gesinnten Fürstbischof besonders wichtig. Erst an der Rückwand sind weitere Taten verzeichnet, die, über den rein weltlichen Sinngehalt hinausgehend, näher seinen Kampf für den katholischen Glauben beschreiben, wie die Bekehrung des Grafen von Bentheim, den Einsatz für die Sittenreinheit der Geistlichkeit und die Ausschmückung der Kirchen. An der Seite des Sockels lässt sich Christoph Bernhard schließlich als Fürstbischof seines Landes feiern mit den Worten "Schrecken der Feinde, der Freunde Schutz, des Fürstbistums Münster Erneuerer, Erhalter, Beförderer". So sind geistliche Andacht und militärische Stärke sowie der Kampf für den katholischen Glauben als übergeordnete Tugendbegriffe und Leitworte des Fürstbischofs im ikonographischen Programm allseits sinnenfällig zum Ausdruck gebracht.
Text: Udo Grote
Fotos: Michael Bönte, Kirche+Leben
Februar 2004