Das Grabmal Fürstbischofs Christoph Bernhard von Galen

Am 19. September 1678 starb der münsterische Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen (reg. seit 1650) in seiner Residenz Schloss Ahaus. Am 3. November fand in der Domkirche in Münster das feierliche Leichenbegängnis zu Ehren des verstorbenen Fürsten statt. Wenige Tage nach den Feierlichkeiten, am 7. November 1678, schlossen die Testamentsexekutoren mit dem jungen Hofbildhauer des Fürsten, Johann Mauritz Gröninger (Paderborn 1651/52-1708 Münster), einen Vertrag über ein Grabmal, "dessen districtur von besten schwartzen marmor, die bildthauereyen aber von besten Northaußern alabastern sein solle".

Als Ort für seine Grabstätte hatte Christoph Bernhard von Galen schon zu Lebzeiten die St. Josephskapelle, die östlichste der Galenschen Kapellen am Dom zu Münster, ausgewählt. Mit dem Bau der Kapellen am Chor hatte der Fürstbischof bereits 1663 auf Grund eines Gelübdes beim Sieg über die Stadt Münster (1661) begonnen. 1677 hatte Gröninger für Altäre und sonstige Bildschnitzereien im Rahmen der reichen Kapellenausstattung erste Gelder erhalten. Das Grabmal wurde, wie im Vertrag vorgeschrieben, im wesentlichen 1679 fertig gestellt. Es lässt sich belegen, dass mit den Arbeiten für das Grabmal allerdings zu Lebzeiten des Fürsten begonnen wurde.

Im Zusammenhang mit Vorzeichnungen zu Ausstattungsstücken für die Galenschen Kapellen führt Johann Mauritz Gröninger für das Jahr 1678 auf "…den 3. Junij. Ein wapen auf zweierlei manier mit sonderlichen fleiß gezeichnet…Item eine große delineation gemachet zwei und zwanzig fueß hoch und zehn fueß breit von besten royal papier". Es ist zu vermuten, dass es sich bei dieser gigantischen, rund sechs Meter hohen Zeichnung um eine Vorstudie zu dem Grabmal handelt.

Anweisungen des Fürstbischofs

Für die Annahme eines Beginns der Arbeiten zu Lebzeiten von Galens sprechen auch die bisher unveröffentlichten Protokolle der Sitzungen der Testamentsexekutoren von Galens, die zum Grabmal am 23. September 1678 berichten, "der Bildhauer Gröninger hette davon alle Nachricht, wie es beschaffen und gemacht werden solle"… Christoph Bernhard hätte "anbefohlen, dass Sie possiert werden sollen in habitu episcopali, uff die Knie sitzendt, ante Crucis imaginem, so ein Engel halten solle. Und zwar uff dise Manier, dass hochstgl. Ihrer Hochfurstl. Gnaden Angesicht in etwah nach dem Altar und die Weniger nicht also gerichtet werden solle, dha mit der gemeine Mann einigen Prospect darauf haben könnte". Und "hetten Ihre Hochfurstl. Gnaden in ihren Leben ein gnedigstes Absehen gehabt uff dasienige, was zu Werden pro Philippo Sigismundo Episcopi Monasteriensi, aldha gemacht sich befinden thete".

Von einer breit gelagerten Rückwand entwickelt sich ein zweifach gestufter, über einem gewichtigen Karniesprofil ansetzender Marmorblock plastisch in den Raum vor und bildet eine tiefe Figurenbühne aus. Auf diesem massiven Sockelpodium kniet die würdevolle Gestalt des Fürsten in Anbetung auf einem Brokatkissen, während ein jugendlicher Engel ihm ein Kruzifix entgegenhält. Der Fürstbischof ist mit einem plissierten Chorhemd und einem schweren Chormantel bekleidet. Zwischen seinen betend zusammengelegten Händen, die in Pontifikalhandschuhen stecken, ruht der Bischofsstab, die abgesetzte Mitra steht vor ihm. Oberkörper und Kopf der Grabfigur sind leicht ins Dreiviertelprofil gewendet, der sinnende Blick, der auf Versinken in ein stilles Gebet hindeutet, richtet sich jedoch nicht auf das Kreuz, sondern unmittelbar auf den Altar, um in Ewiger Anbetung am eucharistischen Geschehen teilzuhaben und zugleich die ewige Segnung der in der Bekrönung des ehemaligen Altares auftauchenden Gestalt Gottvaters zu empfangen.

Einbeziehung des Betrachters

Auf subtile Weise geschieht die Einbeziehung des Betrachters und somit die Anregung zum religiösen Miterleben durch den begleitenden Engel, der mit herabblickendem Haupt allein den Konnex herstellt, so dass die in sich ruhende Würde des Fürsten nicht angetastet wird. Der als blockhafter Körper aufgefasste dunkle Sockel wird in seiner materialbetonten Schwere und Massivität nur durch die ornamentalen Schriftzeichen und den sparsamen Alabasterdekor aus Blütengehängen und Rosetten aufgelockert, lässt aber auf diese Weise die in hellem Alabaster gestalteten Figuren als Akteure des Geschehens besonders klar hervortreten.

Auch das von zwei Seiten einfallende Licht bildet eine relativ helle Aura, die die Grabfiguren als reale Gestalten körperhaft vor Augen treten lässt, ohne illusionistische Momente zu erzeugen. Die Raumsituation, in der sich die Figuren entfalten, wird durch zwei von der Rückwand vorgekröpfte Spiralsäulen differenziert und damit klarer erfahrbar. Unter dem in der Mitte gebogenen Gebälk der Rückwand sind zwei von Cherubsköpfchen und Attaschen herabhängende Tuchdraperien angebracht, die sich dem Gebälk anschmiegen und mit ihm zusammen als oberer Rahmen der Hauptfigur wirken.

Der begleitende Engel hingegen ist im Unterschied zur knienden Gestalt des Fürstbischofs sehr weit seitlich angeordnet und überschneidet mit seiner Rückenpartie, dem rechten Fuß und dem Flügel die seitliche Säulenbegrenzung, so dass eine Spannung zwischen dem symmetrisch-achsialen Gliederungsschema der Architektur und der Figurengruppe entsteht. Über dem Gesims und an den Seiten ist das Grabmal reich mit allerlei Waffentrophäen geschmückt, die neben den äußerst haptisch wirkenden Spiralsäulen und den Tuchdraperien wesentlich zum dekorativen Gesamterscheinungsbild des oberen Grabmalbereiches beitragen.

Großzügige Faltenstrukturen

Zwei Putten halten das auf dem mittleren Gebälkabschnitt stehende fürstbischöfliche Wappen und ergreifen mit der anderen Hand gleichzeitig ein seitlich aufgesetztes Galensches Familienwappen. Die auf dem Kissen kniende Gestalt des Fürstbischofs zeichnet sich durch ein mächtiges kompaktes Volumen und eine geschlossene Kontur aus, aus der lediglich die Hände hervorragen. Das von monumentaler Schwere geprägte Körpervolumen verschmilzt mit dem Gewand deutlich zu einem Figurenblock und wird lediglich durch die Gewandumrisse und Gewandkonstitution spürbar. Großzügige, schwerfällig schwingende Faltenstrukturen, die weich und bucklig vortreten und sich an anderer Stelle sanft, mit allmählichen Übergängen eintiefen, kennzeichnen den Gewandaufbau, der auf diese Weise den Eindruck des würdevollen, stillen Verharrens im Gebet unterstreicht.

Äußerst naturalistisch hat Gröninger den schweren Brokatstoff des Chormantels mit den aufgesetzten Akanthusranken und den Borten und Fransen sowie das feine Faltengeriesel des Chorhemdes in Kontrast gestellt. Hier zeigt sich sein Kalkül, unterschiedliche Stofflichkeit optisch erfahrbar zu machen. Damit werden in diesem Falle zugleich Gesamteindruck und Grundthema der Figurengestaltung, das Eingeschlossensein in die schwere Pontifikalkleidung, verdeutlicht. Ebenso ist das eindrucksvolle Haupt, das als festes, äußerst plastisch modelliertes Formvolumen erscheint, ein bezeichnendes Beispiel für die spezifische Formauffassung Gröningers und zugleich die damit verbundene Porträtaussage. Gröninger gibt hier ein überaus anschaulich differenziertes, sachliches Altersporträt.

Von den Lebensstrapazen sichtlich gezeichnet, lassen die scharf markierten Gesichtszüge von Galens dennoch die Unerbittlichkeit in der Durchsetzung seiner politischen Ziele und zugleich eine tief verwurzelte Religiösität deutlich offenbar werden. Es wird damit aber nicht die ideell-heroische Allegorisierung des Porträtierten erstrebt, sondern, wie in den Bildnissen mancher flämischer Bildhauer, zum Beispiel Artus Quellinus d. Ä. und Rombout Verhulst, die differenzierte Erfassung menschlich individueller Gesichtszüge in all ihren Facetten. So weist der Gesichtsausdruck keineswegs über sich hinaus.

Nachdenklich versunken aber hoheitsvoll

In totaler Entsprechung zu der würdevollen, distanzgebietenden Haltung erschließt sich das Antlitz dem Betrachter erst durch eingehende Beobachtung und Analyse. Überaus prägnant spannt sich hier die gealterte Haut über dem deutlich spürbaren Knochengerüst und wird als Substanz erfahrbar. Tiefe naturalistisch ausgearbeitete Furchen durchziehen die Stirn, weiche Falten umranden die Augen, die in tiefen Höhlen liegen.

In allen Bereichen jedoch sind die flukturierenden Wölbungen und Vertiefungen weich gebunden. Mit den aus der Nasenwurzel herauswachsenden, wulstigen Brauenbögen wird die Augenhöhle gestreckt und der vom Alter gezeichneten Augenpartie ein nachdenklich versunkener, aber überaus hoheitsvoller, zwingender Blick verliehen. Er wirkt eindrucksvoll mit der kantigen Nase, dem trotzig vorspringenden harten Kinn sowie den fest zusammengepressten Lippen zusammen und wird zusätzlich durch den klar gezogenen Henry IV.-Bart und die gerade Nase symmetrisiert und in seiner Strenge betont.

Putten mit Fleischpolstern und Hautfalten

Ähnlich detailliert und naturalistisch wie das Antlitz ist das fein ondulierte Perückenhaar wiedergegeben, das das Haupthaar fest umschließt und bis auf den Chormantel herabfällt. Feine S-förmige Kerbungen und sanft eingetiefte Bohrlöcher modellieren die weichen, wulstig vortretenden Locken. Bei der Gestalt des Engelknaben zeigen sich ähnliche Kennzeichen wie bei der Figur des Fürsten. Hier wird jedoch gegenüber der verharrenden, starren Haltung seines Gegenübers in der kontrastvollen Kopf-, Arm und Beinstellung verhaltene Beweglichkeit offenbar.

Der in seiner Stofflichkeit naturalistisch wiedergegebene Mantel zeigt viellinige Binnenkonturen. Sparsam durchgebildet – und damit weniger differenziert als typisiert – erscheint das glattbehandelte Gesicht des Engels mit den kleinen Augen und dem fein gespitzten Mund. Zumindest wird durch das in strähnigen Wellen herabfließende Haar eine äußerliche Verlebendigung des Antlitzes erreicht.

Die Puttentypen des Grabmals sind dagegen äußerst sinnenfreudig mit pausbäckigen Gesichtern, Bäuchen, Fleischpolstern und Hautfalten gestaltet. Viele der Merkmale, die sich in Gröningers Figurenstil offenbaren, machen deutlich, dass er flämischen Formprinzipien folgt. Die teigig schweren Gewandformen, die Verschmelzung von Gewand und Körper, den Naturalismus in der Körperlichkeit zeigen beispielsweise die Skulpturen Mechelner Bildhauer, wie Lucas Faydherbe, des in Holland tätigen Flamen Rombout Verhulst und des Antwerpeners Ludovicus Willemssens, der um 1655 am Dom-Hochaltar in Paderborn, dem Geburtsort und Ort der ersten Lehrjahre Johann Mauritz Gröningers gearbeitet hatte. Für den in langer Tradition stehenden, aus Italien abgeleiteten ikonographischen Typus der ewigen Anbetung gibt es gleichfalls zahlreiche Beispiele in Flandern, die Gröninger sicher kannte.

Vorbilder?

Hier jedoch hatte sich Fürstbischof Christoph Bernhard, wie die Protokolle der Testamentsexekutoren verdeutlichen, auf das Grabmal des Fürsten Philipp Sigismund von Braunschweig-Lüneburg (1568-1623), postulierter Bischof von Verden und Osnabrück (nicht Münster) im Dom zu Verden (nicht Werden, wie im Exekutorentext) beziehen wollen, das er wohl auf seiner Reise 1677 kennen gelernt hatte.

Der Fürstbischof hatte jedoch nur an die Übernahme der Darstellung des knienden Fürsten mit der vor ihm aufgestellten Mitra und dem vor ihm stehenden Kreuz gedacht, wie der Protokolltext deutlich macht. Das Grabmonument in Verden, dessen Skulpturen heute zerstört sind, wies über diese Anbetungsgruppe hinaus, nämlich nicht nur in seiner manieristischen Architekturform, sondern auch in seinem Skulpturenprogramm mit zusätzlichen Statuen der Maria, des Johannes und zweier allegorischer Figuren, völlig andere Merkmale auf.

Es stellt sich zugleich die Frage, ob Gröninger für die Gruppe der Ewigen Anbetung allein das Verdener Grabmal studiert hat, oder ob er sich nicht auch an den ihm geläufigen Vorbildern in Flandern, den ihm bekannten Stichvorbildern oder auch dem Grabmal Dietrichs von Fürstenberg im Paderborner Dom orientiert hat, das sein Großonkel Heinrich Gröninger 1618 geschaffen hatte. Bei der architektonischen Struktur des Grabmals ergeben sich dagegen Parallelen zu flämischen Beispielen, so etwa zu den freistehenden Bischofsgrabmälern in den Kathedralen von Gent und Mecheln, den flämischen Wandgrabmälern in Brüssel, Hoogstraten und Delft.

"Andacht - Gerechtigkeit - Stärke"

Bei bestimmten Einzelformen und Ornamenten hat sich Gröninger an Stichen der Rubenswerkstatt sowie an Ornamentsstichwerken des 17. Jahrhunderts orientiert. Untersucht man die Ikonographie der drei Kapellen, so lässt sich deutlich ein auf die Persönlichkeit des Fürstbischofs abgestimmter Sinngehalt ablesen, die die Ausstattung auch inhaltlich zu einer Einheit verbindet.

In seiner Predigt zum Leichenbegängnis am 3. November 1678 hatte der Jesuitenpater Lucas Nagel Christoph Bernhard gewürdigt. Als Leitbegriffe dienten ihm die Worte "Andacht - Gerechtigkeit - Stärke", die auch der Wahlspruch des Fürstbischofs waren. Die Adjektive "pie, iuste, fortiter" fanden sich nach Angabe Tückings früher sogar eingraviert an der rechten Schmalseite des Grabmalsockels und tauchen als Personifikation auch auf dem Titelblatt der Vita Christoph Bernhards auf, die 1694 von seinem Vikar Alpen verfasst wurde.

Diese, die innere Einstellung Galens treffend wiedergebenden Leitworte, lassen an sein lebenslanges entschlossenes Handeln als "miles christi" für die Gegenreformation denken. Sie sind darüber hinaus zeittypische Tugenden eines christlichen, absolutistisch denkenden Herrschers der Barockzeit und scheinen besonders passend für einen Fürsten, der zugleich geistliches Oberhaupt seines Territoriums ist. Wie die Ausstattung zeigt, steht auch ihre Ikonographie unter diesen Leitworten. Bereits das Portal zur Ludgeruskapelle deutet auf die militärische Stärke des Fürsten und seine Tätigkeit als gottesfürchtiger Streiter für den Glauben hin.

Mutiger Bezwinger seiner Feinde

Die in der Portaltür dargestellten, über ihre Feinde triumphierenden Heraklesgestalten und die von Schwert und Pedum durchkreuzten Trophäen mit Siegeskränzen weisen den Fürstbischof als neuen Herakles und mutigen Bezwinger seiner Feinde aus. Damit zusammenstimmend erscheint oben das von Engeln gehaltene fürstbischöfliche Wappen, das auf die von Gott gegebene Stellung als Fürst und Bischof seiner Territorien hindeutet.

Die ehemals im Inneren der Kapelle aufgestellten Reliquienaltäre waren den liebsten Schutzpatronen des Fürstbischofs geweiht: St. Joseph, St. Ludgerus und St. Maximus. An diesen Altären sollten in bestimmten Abständen Messen gelesen werden. Damit wurde die Verehrung heiliger Reliquien, wie sie Christoph Bernhard gefördert hatte, als wichtiges Glaubenselement betont und fortgeführt. Die Nähe des Grabmals zu den Reliquien stärkte zugleich die Hoffnung auf das ewige Seelenheil. Trat der Betrachter durch das Mittelportal ein, blickte er als erstes auf den ehemals dort vorhandenen barocken St. Ludgerus-Altar der Galens Vorgänger auf dem Bischofsthron geweiht war.

Er hatte als Missionar die Heiden bekehrt und die katholische Glaubenslehre somit gleichfalls kämpferisch verbreitet. Mit dieser Aussage spielte das ehemals von der Decke herabhängende silberne Kriegsschiff zusammen, das ebenso auf eine kämpferisch-kriegerische Tätigkeit des Fürsten hinwies.

Josef als Patron der Grabkapelle

Der in der rechten Kapelle ehemals befindliche Altar des hl. Maximus war einem unter Kaiser Decius um 248 hingerichteten Märtyrer geweiht, der im Antependium als Glaubensstreiter mit Helm, Lanze und Schwert dargestellt war. Mit Harnisch bekleidet, tauchte er zusätzlich auf der Inschrifttafel zur Grundsteinlegung in dieser Kapelle auf. Einen starken Aspekt symbolisiert hingegen der Patron der Grabkapelle. Hier hatte Galen St. Joseph gewählt, den er zum einen persönlich besonders verehrte, der aber auch konkret als Helfer in der Sterbestunde und als Patron eines guten Todes verehrt wird. Im Rahmen einer schon zu Lebzeiten eingerichteten Grabkapelle erhält dieses Patrozinium somit eine sinnvolle ikonographische Bedeutung.

Erst wenn der Betrachter durch den Verbindungsgang von der Ludgeruskapelle her in die Josephskapelle eintrat, erblickte er das monumentale Grabmal, das sich in seiner ganzen Breite bühnenhaft erstreckt. Der bewusst konzipierte szeneografische Effekt ergibt sich nur durch eine derartige Betrachtung, während man heute nach dem Eintreten durch die 1886 neu eingesetzte Kapellentür unvermittelt seitlich auf das Grabmal blickt. Auf dem Sockel präsentiert sich der in Andacht kniende Fürstbischof dem Betrachter. Die Andächtigkeit (Frömmigkeit), seine Liebe zu Christus, einer der Vorsätze des Fürstbischofs, hat in dieser Darstellung gleichsam für die Ewigkeit Gestalt angenommen. Die Waffentrophäen hingegen, die das Grabmal umrahmen, zeugen erneut von militärischer Stärke und persönlichem Ruhm. Zwischen den Helmen, Harnischen, Kanonen, Pauken, Trompeten, Keulen und Fahnen sind sogar Heeresbanner mit den Initialen des Fürstbischofs zu erkennen.

Diesen eher weltlichen Topoi von Stärke und Ruhm entspricht das Auftauchen der Galenschen Familienwappen, die den Ruhm des Fürsten auch als Ruhm des Hauses Galen deuten. Über die durch militärische Stärke erreichten Siege geben im Einzelnen die Inschriften an Rückwand und Sockel Auskunft. Programmatisch tauchen an oberster Stelle der Sockelinschrift die Worte "Monasterium Reduxit" auf (er hat Münster zum Gehorsam zurückgeführt), ein Hinweis auf die Besiegung der Stadt, die sich gegen ihn aufgelehnt hatte (1661). An weiterer Stelle: " In Hungaria Adversus Turcas Exercituum Imperii Directorem egit" (= er ist in Ungarn gegen die Türken Kriegsdirektor des Reichsheeres gewesen).

Kampf für den katholischen Glauben

Diese militärischen Erfolge waren dem absolutistisch gesinnten Fürstbischof besonders wichtig. Erst an der Rückwand sind weitere Taten verzeichnet, die, über den rein weltlichen Sinngehalt hinausgehend, näher seinen Kampf für den katholischen Glauben beschreiben, wie die Bekehrung des Grafen von Bentheim, den Einsatz für die Sittenreinheit der Geistlichkeit und die Ausschmückung der Kirchen. An der Seite des Sockels lässt sich Christoph Bernhard schließlich als Fürstbischof seines Landes feiern mit den Worten "Schrecken der Feinde, der Freunde Schutz, des Fürstbistums Münster Erneuerer, Erhalter, Beförderer". So sind geistliche Andacht und militärische Stärke sowie der Kampf für den katholischen Glauben als übergeordnete Tugendbegriffe und Leitworte des Fürstbischofs im ikonographischen Programm allseits sinnenfällig zum Ausdruck gebracht.


Text: Udo Grote
Fotos: Michael Bönte, Kirche+Leben
Februar 2004