Papst Johannes Paul II. besuchte den St.-Paulus-Dom

In der 750-jährigen Geschichte des heutigen (dritten) Doms – das Jubiläum wird vom 26. bis 28. September gefeiert – steht der 1. Mai 1987 einzigartig da: Zum ersten Mal überhaupt besuchte das Oberhaupt der Katholiken das 1200-jährige Bistum Münster. Unter dem Eindruck des Erlebten sprachen Augen- und Ohrenzeugen damals von einem Jahrhundert-, wenn nicht Jahrtausendereignis: Papst Johannes Paul II. besuchte den St.-Paulus-Dom, um am Grab des später selig gesprochenen Bekennerbischofs Clemens August Kardinal von Galen zu beten und mit Zehntausenden die Vesper zu feiern. Am folgenden Tag reiste der damals 67 Jahre alte Heilige Vater weiter zum größten Wallfahrtsort Nordwestdeutschlands nach Kevelaer, wo das Gnadenbild der "Trösterin der Betrübten" verehrt wird. Die Verbindungslinie zwischen Rom und Münster zeichnete der Pontifex vor 27 Jahren mit dem prägnanten Satz: "Der Nachfolger des Petrus kommt zum Nachfolger des Ludgerus und zu euch allen im Bistum, um euch im Glauben zu stärken." In Münster jubelten rund 100.000 Gläubige Papst Johannes Paul II. zu.

Am 1. Mai 1987, einem Freitag, lag eine Riesenspannung in der Luft, als die auf dem Schlossplatz und Domplatz wartende Menschenmenge das typische Teppichklopfergeräusch mehrerer Bundesgrenzschutz-Helikopter vom Typ "Puma" wahrnahm. Der Papsthubschrauber drehte noch eine Ehrenrunde über der Altstadt, bevor er vor dem Schlaunschen Schloss landete. Bischof Reinhard Lettmann stellte dem Papst strahlend die Honoratioren der Stadt vor, an der Spitze Oberbürgermeister Jörg Twenhöven und Regierungspräsident Erwin Schleberger. Nach dem ersten Teil des Vespergottesdienstes ging es mit dem weißen Papamobil an Lambertikirche und Rathaus vorbei zum Domplatz, wo Tausende Gläubige den Papst mit großem Applaus begrüßten. An den Domtürmen hatte man gelb-weiße Vatikanflaggen und rot-gelbe Bistumsfahnen aufgezogen. Die Ansprachen Johannes Pauls waren geprägt vom Einsatz der Kirche für die Würde des Menschen und den Schutz des menschlichen Lebens von Beginn an. Unter Hinweis auf den "Löwen von Münster" warnte der Papst vor Kräften in der Gesellschaft, die einer völligen Freigabe der Abtreibung das Wort redeten.

In der Ludgeruskapelle des Domes kniete Papst Johannes Paul in stillem Gebet am Grab des Bischofs von Galen, dessen Seligsprechung im Oktober 2005 er selbst nicht mehr erleben sollte. Ein in den Boden eingelassenes Kupferband erinnert heute an diesen historischen Moment im Dom. "Die Treue der Gläubigen war der Rückhalt des Löwen von Münster", sagte der Papst. Nach dem Verlassen der Galenschen Kapellen begegnete Johannes Paul im nahen Stephanuschor alten, kranken und behinderten Menschen und segnete sie. Es war ergreifend zu sehen, wie Johannes Paul, der das Attentat von 1981 nur um Haaresbreite überlebt hatte, alles um sich herum zu vergessen schien. Vor dem Zelebrationsaltar stehend, gerahmt von Kardinalstaatssekretär Agostino Casaroli und Bischof Lettmann, sprach der Papst ein Wort des Trostes und der Zuversicht zu den "kranken und betagten Brüdern und Schwestern"; ein Gesetz des Rosenkranzes folgte. Nach Abendbrot und Übernachtung im Priesterseminar an der Überwasserkirche reiste er am folgenden Tag weiter nach Kevelaer, wo er an der Gnadenkapelle betete und dann im Hülsparkstadion predigte. Dabei warnte der Papst vor einem neuen Rüstungswettlauf und der Bedrohung des Weltfriedens. Weder der Papst noch überhaupt jemand konnte damals ahnen, dass nur gut zwei Jahre später der Eiserne Vorhang mitten in Europa fallen und das geteilte Deutschland sich wiedervereinigen sollte.

Es war 1987 die zweite Deutschlandvisite des vormaligen Krakauer Erzbischofs. 1980 hatte Papst Johannes Paul unter anderem Osnabrück besucht. Seine zweite Reise 1987 führte ihn auch nach Köln und München, wo er die Karmelitin Edith Stein, die in Münster Dozentin war, und Jesuitenpater Rupert Mayer selig sprach. Als der Papst in einer Sondermaschine der Alitalia wieder auf dem Weg in die Ewige Stadt war, sprachen viele in Münster und Kevelaer aus, was wohl alle dachten: "Dieser Besuch war historisch und einmalig, Ähnliches wird niemand von uns Heutigen noch einmal erleben."


Text: Bischöfliche Pressestelle
Foto: Archiv