Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen

Der St.-Paulus-Dom in Münster hat viele Bischöfe ‚gesehen’: Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen (1606-1678) gilt unter den 76 Bischöfen von Münster als einer der bedeutendsten. In keiner Stadtführung wird versäumt, seinen holländischen Spitzennamen zu erwähnen: "Bommen-Berend" – Bombenbernd. Führte er doch als Feldherr Kriege, unter anderem gegen die Niederlande, und belagerte mehrfach seine eigene aufmüpfige Bischofsstadt.

Münster versuchte damals, seine Unabhängigkeit zu erreichen. Erfolglos: "Monasterium reduxit" (Er hat Münster - zum Gehorsam - zurückgeführt) ist überdeutlich auf einer Sockelinschrift seines prächtigen Grabes im St.-Paulus-Dom zu lesen. Doch zur ganzen Ambivalenz dieses Landesherrn und Bischofs gehört eben auch, dass Christoph Bernhard von Galen ein tieffrommer Mann war, ein Reformbischof dazu, der das Trienter Konzil in seiner Diözese kraftvoll umsetzte: von der geistlichen Formung seines Klerus über Synoden und Visitationen bis zur Gründung vieler Wallfahrten, die noch heute bestehen. 1650 zum Fürstbischof gewählt, wollte er zugleich "pastor bonus et miles Christi" sein, ein guter Hirte und Streiter Christi. Sein Nachfahre, Kardinal Clemens August Graf von Galen, hat den Fürstbischof des 17. Jahrhunderts tief verehrt. Sein Grabmal gab Christoph Bernhard von Galen schon zu seinen Lebzeiten in Auftrag. Es gehört bis heute zu den Hauptsehenswürdigkeiten der münsterschen Kathedrale.

Die 1664 gestifteten drei Galenschen Kapellen sind erst nachträglich (1880) durch Einfügen von Türen zum Chorumgang des Domes hin geöffnet und somit in Einzelkapellen umgewandelt worden. Das Außenportal zum Domplatz wurde geschlossen. Das Grabmal in der Josephskapelle ist ein Werk des Bildhauers Johann Mauritz Gröninger und als tiefe Figurenbühne gestaltet. Auf dem massiven Sockelpodium aus schwarzem Marmor kniet der Fürstbischof im Chormantel würdevoll in Anbetungshaltung auf einem Brokatkissen. Der barocke Bischofsstab ruht zwischen seinen Armen, und auf dem Boden vor ihm steht die reich ornamentierte Mitra. Eine jugendliche, geflügelte Engelsgestalt hält Christoph Bernhard ein Kruzifix entgegen. Über dem Gebälk des Grabmals präsentieren zwei Putten das fürstbischöfliche Wappen. Gerahmt wird es von zahlreichen Waffentrophäen aus Fahnen und Pauken, Lanzenund Kanonen, Harnischen und Helmen. Die Grabfigur ist leicht ins Dreiviertelprofil gewendet, der Blick auf den Altar der Kapelle gerichtet, auf dem der Tabernakel mit der Allerheiligsten stand. Max Geisberg bezeichnete das Bildnis des Fürstbischofs 1937 in seinem Kunstdenkmälerband über den Dom als "eine der überzeugendsten Schilderungen dieser hochbedeutenden Persönlichkeit, zweifellos des größten Kirchenfürsten und Landesherrn auf dem Bischofsstuhle Münsters".

Der "Kanonenbischof", wie Christoph Bernhard von Galen gerne genannt wird, wird sein Umstrittenheitsstigma wohl nicht mehr los. Er agierte in den Jahrzehnten nach dem 30-jährigen Krieg selbstbewusst und machtvoll als barocker Landesherr, doch seine militärischen Ambitionen waren alles in allem wenig erfolgreich. Und das, obwohl er über Truppen von immerhin 12.000 Soldaten zu Fuß und über 2.000 zu Pferde verfügte. Die protestantischen Mächte, besonders die Niederlande, konnte er nicht entscheidend schwächen. Am Ende seiner Regierungszeit hatte er immerhin erreicht, sich der Mitsprache der Stände zu entledigen; größere territoriale Erwerbungen blieben ihm trotz wechselnder politischer Allianzen versagt. Im niedergerungenen Münster konnte sich Christoph Bernhard als absolutistischer Sieger feiern lassen. Er hinterließ eine große Schuldenlast, als er im September 1678 auf Schloss Ahaus starb. Der Bischof sei ein "hervorragender militärischer Organisator, aber keine Stratege" gewesen, heißt es im Handbuch "Das Bistum Münster". Als geistlicher Oberhirte wusste er seine Diözese indes im Zuge der Gegenreformation seelsorglich zu stärken. Die Hebung der Bildung von Geistlichen und Laien waren Christoph Bernhard ein großes Anliegen. Er führte in seinem Bistum die Schulpflicht ein. Der Prozessionsweg von Münster nach Telgte, aber auch zahlreiche neue Kirchen, Kapellen und Altäre stehen für diesen Weg der Reorganisation des katholischen Lebens. Eine markante Inschrift auf seinem Grab im St.-Paulus-Dom rühmt die Taten des wehrhaften Fürstbischofs: "Der Feinde Schrecken, der Freunde Schutz, der Kirche und des Fürstbistums Münster Erneuerer, Erhalter und Befürworter".


Text: Bischöfliche Pressestelle
Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben