„Wenn man Entwicklungen erkennt, muss man handeln“ DomGedanken: Meteorologe für gezielte Anpassung an Klimawandel

Szenarien, entscheidende Fragen und Handlungsmöglichkeiten angesichts des laufenden Klimawandels stellte Frank Böttcher im St.-Paulus-Dom Münster dar. Foto: Bischöfliche Pressestelle / Thomas Mollen

Münster (pbm/al). „Harte Kost für mutige Menschen“ versprach Meteorologe Frank Böttcher dem Publikum zu Beginn seines Vortrags im St.-Paulus-Dom Münster am 28. August. Und er hielt Wort: Im Rahmen der Vortragsreihe DomGedanken war „Klimawandel – was kommt auf uns zu?“ Böttchers Thema. Ebenso anschaulich wie unmissverständlich legte er dar, welche extremen Wetterereignisse die Zukunft prägen werden und welche Entscheidungen deshalb schon heute getroffen werden müssen.

Dompfarrer Gerhard Theben begrüßte dazu neben dem Referenten viele Zuhörerinnen und Zuhörer im trotz des Sommerwetters gut gefüllten Dom. Sein Dank galt neben dem Referenten Domorganist Thomas Schmitz für die musikalische Begleitung und Evonik Industries, deren Unterstützung die Reihe ermöglicht.

In seinem Vortrag bezog sich Böttcher auf viele Orte weltweit ebenso wie auf vergangene und künftige Szenarien. Auch das entsprach seiner Ankündigung: „Wir werden sowohl eine Zeit- als auch eine Weltreise machen.“ Ausgehend von der Erkenntnis, dass die Menschheit in „ein neues Zeitalter der Erderwärmung eingetreten“ ist, analysierte der Referent zunächst die Situation. Im Weiteren zeigte er zu erwartende Entwicklungen und Möglichkeiten des Umgangs damit auf. Dabei machte der Vorsitzende der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft bei aller Ernsthaftigkeit der Lage auch Mut: „Ich habe schon viel schlechtes Wetter vorhergesagt: Am Ende wird es gut. Denn der Mensch ist eine der anpassungsfähigsten Spezies.“

Böttcher schilderte die Szenarien, an die es sich anzupassen gelten wird. „Wir werden halbe Berge verlieren“, prognostizierte er angesichts des massiven Gletscherschwundes. Als noch größeres Problem bezeichnete er den bevorstehenden Anstieg des Meeresspiegels. Stürme hingegen würden eine geringere Herausforderung darstellen. Einstellen müsse man sich aber auf mehr Starkregen und mehr Hitzetage. Das werde zu zusätzlichen Fluchtbewegungen aus südlichen Ländern führen. „Wir müssen diskutieren, wie wir damit umgehen, und zwar nicht mit Nicht-Demokraten, sondern auf Grundlage eines gemeinsamen Wertesystems“, sagte Böttcher.

Er unterstrich: „Erfolgreicher Klimaschutz ist eine echte Utopie. Unsere Chance liegt in der erfolgreichen Anpassung an den unvermeidbaren Wandel.“ Der Referent plädierte für Mut zu neuem Denken, unter anderem beim Bauen, in der Preispolitik oder in der Technik: „Die Glühbirne wurde auch nicht durch Weiterentwicklung der Kerze erfunden.“ Er prophezeite, dass „riesige neue Märkte entstehen und erneuerbare Energien wachsen“ werden. Die internationale Zusammenarbeit müsse gestärkt und Fake News wirksam entkräftet werden.

Böttcher schloss seine ebenso eindringlichen wie unterhaltsamen Ausführungen mit einer positiven Aussage: „Wir brauchen weniger Angst und mehr Zuversicht. Die Menschheit hat schon so viele Krisen gemeistert, wir werden auch diesmal Wege finden.“ Er unterstrich aber auch: „Zögern verbessert nichts. Wenn man Entwicklungen erkennt, muss man handeln.“

Die Vortragsreihe DomGedanken, die 2024 unter dem Titel „Zeitenwende – Wie damit umgehen“ steht, geht am Mittwoch, 4. September, weiter mit dem Beitrag „Auch in Deutschland: Veränderung braucht Mut“ von Joe Chialo, Senator für Kultur und gesellschaftlichen Zusammenhalt in Berlin. Den Abschluss bildet am 11. September Gabriel Felbermayr, Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung und Wirtschaftsprofessor in Wien, mit „Die neue Geopolitik: Europa zukunftsfähig machen“.

Eine Anmeldung für die Termine ist nicht erforderlich. Der Eintritt ist frei. Jedoch bitten die Veranstalter um eine Spende für die „Bischof-Hermann-Stiftung“ in Münster, die sich in Wohnungslosen-, Eingliederungs-, Jugend- und Migrationshilfe engagiert. Online werden die DomGedanken unter www.paulusdom.de und www.bistum-muenster.de übertragen.

Öffnungszeiten

Der Dom ist werktags von 6.30 bis 19.00 Uhr und sonntags von 6.30 bis 19.30 Uhr geöffnet.

Beichtzeiten

Die aktuellen Beichtzeiten finden Sie jeweils in der wöchentlichen Gottesdienstordnung.

Online-Spende

Wir verweisen auf das Online-Portal, welches das Bistum Münster seit 2017 nutzt. Dort finden Sie auch Informationen zu den verschiedenen Projekten und wohin die Gelder weitergeleitet werden.