Ursula Nothelle-Wildfeuer referierte beim ersten Geistlichen Themenabend

Münster (pbm/mek). Eine neue Dimension, eine Perspektive der Zuversicht, die weit mehr als auf Panik als Handlungsmotor oder Hoffnung als Haltung der Passivität fußt, stand am Mittwoch, 1. März, beim ersten Geistlichen Themenabend im Mittelpunkt des Vortrages von Prof. Dr. Ursula Nothelle-Wildfeuer. Dompropst Hans-Bernd Köppen begrüßte die Lehrstuhlinhaberin für Christliche Gesellschaftslehre an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, die sich in ihren Ausführungen im St.-Paulus-Dom dem Aspekt der „Ökologie: Neuer Himmel, neue Erde“ zum diesjährigen Oberthema „Umkehr und Erneuerung“ widmete.

„Der Begriff der Schöpfung– vor allem im rechtlichen, politischen und ökologischen Diskurs – wird meist relativ undifferenziert benutzt“, führte sie in ihr Thema ein. Theologisch gesehen könne im Unterschied zur politischen oder ökologischen Terminologie von der Schöpfung nicht geredet werden, ohne zugleich vom Schöpfer zu sprechen. „Vom Schöpfer aber wiederum nicht, ohne auch den Christus- und Dreifaltigkeitsbezug herzustellen“, knüpfte sie an die vor acht Jahren erschienene Sozialenzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus an, die sie in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen stellte. Die Beschäftigung mit der Schöpfung sei etwas Zentrales und spezifisch christlich. „Von Schöpfung zu sprechen, meint, nach dem Anfang und dem sinngebenden Grund der gegenwärtigen Wirklichkeit zu suchen“, sagte die 62-Jährige. Theologisch sei der Begriff der Schöpfung zu unterscheiden vom Göttlichen, sie sei in einem universalen Sinn die erste und grundlegende Offenbarung Gottes. „In diesem Verständnis von Schöpfung resultiert nicht zuletzt auch ein entsprechendes Verhältnis des Menschen zur Schöpfung: es ist Gottes Schöpfung, die dem Menschen nicht zum willkürlichen Umgang, sondern zum Pflegen und Bewahren anvertraut ist“, erklärte Nothelle-Wildfeuer.

Naturwissenschaftlich herrsche Einigkeit darüber, dass die Schuld für die Klimakrise beim Menschen liege. Aus schöpfungstheologischer Perspektive sei die Rolle des Menschen ambivalent. „Auf der einen Seite ist er Geschöpf wie alle anderen auch, auf der anderen Seite ist er aber auch das herausgehobene Wesen, dem Freiheit und damit zusammenhängend Verantwortung, auch und gerade für den ihm zur Verfügung gestellten Lebensraum, zukommt“, erläuterte die Theologin.

Aus dem schöpfungstheologischen Konzept ergäben sich wichtige Konsequenzen für eine christliche Sozialethik. Papst Franziskus formuliere sie im Konzept der integralen Ökologie und Ethik. Die Fragen nach der ökologischen und der sozialen Gerechtigkeit müssten notwendig miteinander verknüpft gestellt werden, denn es gebe nicht zwei Krisen – die der Umwelt und die der Gesellschaft – nebeneinander, sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. „Die Wege zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu kümmern“, zitierte die Sozialethikerin aus der Enzyklika. Das Konzept der integralen Ökologie impliziere auch ein umfassenderes, ein anderes Verständnis von Fortschritt und Wachstum.

Es führe kein christlich verantwortungsbewusster Weg daran vorbei, die Erde und ihre Lebensbedingungen zu bewahren, sie sogar da wiederherzustellen, wo sie bereits zerstört sei. „Die Zusage des neuen Himmels und der neuen Erde ist in keiner Weise als Widerspruch zu der Notwendigkeit der Bewahrung der Schöpfung zu verstehen. Es geht nicht um eine zweite Erde, sondern eine von Gott her umgewandelte und erneuerte Schöpfung“, hielt sie fest. Von Gott her umgewandelt und erneuert bedeute für die ökologische Umkehr auch, dass nicht die Menschen alles allein und vollständig schaffen müssten. „Die christliche Hoffnung und unser darin begründetes Tun verschaffen unserer Situation eine neue Dimension, eine Perspektive der Zuversicht. Hoffnung lässt uns den Blick heben. Hoffnung motiviert zur Umkehr und zum Tun. Hoffnung weiß sich in allem getragen von der Zusage Gottes“, gab Nothelle-Wildfeuer den Zuhörenden mit auf den Weg.

Musikalisch gestaltete Domorganist Thomas Schmitz den Abend mit drei Variationen, Fuge und Finale „Jerusalem, du hochgebaute Stadt“ von Karl Hoyer (1891 - 1936).

Die Geistlichen Themenabende finden in der Fastenzeit mittwochs um 19.30 Uhr im Dom statt. Am 8. März spricht Generalleutnant Dr. Ansgar Rieks zu „Friedenspolitik: Neue Kriege, neue Zeiten. Andrea Nahles ist am 15. März zum Thema „Sozialpolitik: Neue Armut, neuer Reichtum“ zu Gast. Am 22. März legt Prof. Dr. Thomas Sternberg den Fokus auf „Kirchenreform: Neue Krisen, neue Lösungen“. Den Abschluss markiert am 29. März die Lesung aus „Sunrise. Das Buch Joseph“ des Schriftstellers Patrick Roth zum Aspekt „Lebenswandel: Neue Sprache, neues Licht“. Am 5. April wird im Dom die Düstere Mette gefeiert. Interessierte können sie auch im Livestream unter www.bistum-muenster.de, www.paulusdom.de  sowie auf der Facebookseite und dem YouTube-Kanal des Bistums Münster verfolgen.

Foto: Bistum Münster/Simon Kaiser

Öffnungszeiten

Der Dom ist werktags von 6.30 bis 19.00 Uhr und sonntags von 6.30 bis 19.30 Uhr geöffnet.

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Geistliche Themenabende 2024
21. Februar bis 27. März
jeweils mittwochs 18.30 Uhr