Münster (pbm/al). Ein Spiegel, eine Pforte, ein Turm, ein Thron: All diese Darstellungen symbolisieren die Gottesmutter Maria. Sie und viele weitere Mariensymbole sind zu sehen auf dem Antependium, das künftig zu allen Marienfesten den Paulusaltar im Westchor des St.-Paulus-Doms Münster zieren wird. Das erste Marienfest, zu dem es seit Jahrzehnten präsentiert werden wird, ist Mariä Himmelfahrt am 15. August.
Ein Antependium (von Lateinisch ante „vor“ und pendere „hängen“) ist ein Altarbehang, erklärt Elisabeth Lange vom Team des Domschatzes. Das konkrete stamme aus dem 17. Jahrhundert und sei wohl in Italien gefertigt worden. Denn: Die Darstellungen ließen sich auf die Lauretanische Litanei zurückführen.
Dieser heute noch im Gotteslob enthaltene Lobpreis auf die Gottesmutter entstand im Mittelalter im italienischen Loreto, einem Marienwallfahrtsort. Der Text der Litanei ruft Maria mit genau den Symbolen an, die auf dem Antependium zu sehen sind: als „Spiegel der Gerechtigkeit“, als „Pforte des Himmels“, als „elfenbeinerner Turm“ oder als „Thron“ oder „Sitz der Weisheit“.
Elisabeth Lange hebt die besondere und schützenswerte Qualität des Antependiums hervor: „Es ist in feinster Handstickerei gefertigt, durchzogen von Goldfäden und kleinsten Flussperlen.“ Gestiftet vom Domdechanten Franz Ludolph von Landsberg (1668 bis 1732) speziell für den Paulusaltar, war das Antependium bis zur Zerstörung des Doms im Zweiten Weltkrieg am früheren Hochaltar im Ostchor platziert. Nach dem Wiederaufbau des Doms wanderte es zunächst mit dem ehemaligen Hochaltar in den Westchor. Nach Eröffnung der Domkammer wurde es in den 1980-er Jahren dort ausgestellt. Aufgrund von deren Schließung lagerten die Verantwortlichen es ab 2017 in einem Depot. Auf Wunsch des Domkapitels soll es jetzt wieder mehr in Gottesdienste und Gebete integriert und so der Öffentlichkeit gezeigt werden.
Nach seiner aufwändigen Restaurierung durch eine Expertin liegt das Antependium – auch wenn es nicht gezeigt wird und am Paulusaltar stattdessen ein Tagesantependium zu sehen ist – sicher in einer Vitrine. Diese ist auf die speziellen Anforderungen des Kunstwerks abgestimmt. „Man darf es nicht mehr aufhängen, nur noch schräg hinlegen, weil die vielen Schmuckelemente und Behänge sich sonst lösen würden“, erklärt Lange, „außerdem verträgt es keine hohe Luftfeuchtigkeit und eine Lichtstärke von höchstens 50 Lux.“
Weil all das beachtet wurde, wird das Antependium zu Mariä Himmelfahrt in voller Schönheit am Paulusaltar zu sehen sein. Ein Besuch lohnt sich, findet auch Dompropst Hans-Bernd Köppen: „Es gibt darauf so viel zu entdecken, es erzählt uns viel über die Tradition der Marienverehrung, und dank der Bildsymbolik hat es einen fast poetischen Charakter.“ Ein ganz besonderes Wimmelbild eben – zu Ehren der Gottesmutter.