Weihbischof em. Friedrich Ostermann feiert Diamantenes Weihejubiläum

Weihbischof em. Friedrich Ostermann.

Weihbischof em. Friedrich Ostermann.

Gradlinig, mutig, zugewandt, offen, direkt, hilfsbereit, die sprichwörtlichen dicken Bretter bohrend, auch gegen den Strom schwimmend, erdverbunden, menschlich – die Worte, mit denen Bischof Dr. Felix Genn und andere Weihbischof em. Friedrich Ostermann am Sonntag (25.02.2018) anlässlich seines Diamantenen Weihejubiläums beschreiben, zeichnen das Bild eines Mannes, der jetzt, nach 60 Jahren, mit Blick auf seine bisherige Zeit als Priester aus vollem Herzen sagt: "Herzlichen Dank, guter Gott."

Das Kreuz, an dem Jesus starb, sei für ihn immer ein Zeichen der Liebe gewesen, sagt Ostermann im Rahmen eines Festgottesdienstes im St.-Paulus-Dom Münster, zu dem mehr als 300 Freunde und Wegbegleiter gekommen sind. "Wir müssen umdenken, das habe ich schon als junger Mann begriffen. Ich hatte als Kind und Jugendlicher das Regime der Nationalsozialisten erlebt. Nach 1945 musste ein Umdenken her, und zwar eines, dass auf das wirkliche Reich Gottes gerichtet ist. Denn wenn wir dieses Reich zuerst suchen, dann wird uns alles andere ‚nachgeschmissen‘", sagt der 85-Jährige, der von 1981 bis zu seiner Emeritierung 2007 Regionalbischof der Region Münster/Warendorf war, deutlich. "Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir", zitiert Ostermann im Folgenden passend den Kirchenlehrer Augustinus. Dieser Satz sei einer gewesen, von dem er immer schon "gepackt" gewesen sei, der ihn geprägt habe. Im Gebet finde er dann den Frieden, aus dem er seine Kraft schöpfe.

"Schön ist das, was wir sehen", dieses Zitat stamme nicht von ihm, Urheber sei der Selige Niels Stensen. "Und Recht hat er. Freuen wir uns an dem, was wir sehen, denn schön ist das, was wir sehen. Schöner ist das, was wir verstehen. Und am schönsten ist das, was wir nicht begreifen", ergänzt Ostermann, der am 11. Februar 1958 in seiner Heimatstadt Münster die Priesterweihe empfangen hat.

"Freut euch am Leben allezeit. Dieses, was ihm Leitmotiv gewesen ist, hat er immer gelebt. Dir, Friedel, ganz herzlichen Dank. Auch dafür, dass du bis heute Dinge ansprichst, die unbequem sind", drückt Bischof Genn in seiner Predigt seinen ganz persönlichen Dank an den Mitbruder aus. Der Jubilar lasse die Sendung der Kirche lebendig werden. "Er ist bei den Menschen, bringt sie mit Christus in Verbindung", bringt er es auf den Punkt. Friedrich Ostermann kenne die Versuchungen der Menschen und auch die der Kirche. Er höre zu, stehe helfend zur Seite.

Nahezu endlos scheint nach dem Festgottesdienst die Schlange der Gäste im Bischöflichen Priesterseminar Borromäum, die dem Jubilar gratulieren möchten. Und der freut sich über jeden einzelnen. Geht auf die Menschen zu, lacht und wird nicht müde, die zahlreichen Hände zu schütteln. Ein eigens für ihn bereit gestellter Stuhl bleibt leer. Eine Verschnaufpause braucht er an diesem, seinem, Vormittag nicht.

Menschliche Geschichten, bewegende Momente, die kleinen Anekdoten sind es, an die die Redner in der Aula des Priesterseminars erinnern. "Offene, lockere Gespräche" sind es, die Münsters Bürgermeisterin Karin Reismann besonders an Friedrich Ostermann schätzt. "Und ich erinnere mich daran, dass er mir bei einem feierlichen Anlass einmal gesagt hat, dass mein Hut schöner sei, als der der Königin Beatrix der Niederlande." Regierungspräsidentin Dorothee Feller attestierte dem Jubilar eine Eigenschaft, die angesichts des erstarkenden Populismus‘ immer wichtiger werde: "Sie stehen auf und sind geradlinig." "Du hälst es mit dem Wort des Paulus ‚Verkünde das Wort, ob gelegen oder ungelegen‘. Und manchmal, da war es auch gelegen", erzählt Domkapitular Dr. Ferdinand Schumacher augenzwinkernd im Rückblick auf eine langjährige Zusammenarbeit und Freundschaft mit dem Jubilar. Die Güte und die Menschenfreundlichkeit Gottes seien es, die Friedrich Ostermann widerspiegele.

Eingesetzt habe sich der 85-Jährige immer besonders dort, wo es Widerstände gab, sagt Weihbischof Dr. Stefan Zekorn, heute Nachfolger im Amt des Weihbischofs für die Region Münster/Warendorf,  und nennt die Jugendkirche "effata" als Beispiel. "Er hat manche Dinge mit der Macht des Wortes richtiggehend durchgekämpft." Und dafür sei er auch außergewöhnliche Wege gegangen, habe sie sogar gesucht; dabei immer zugewandt und offen gewesen.

Das letzte Wort gehört am Sonntagmittag dem Jubilar selbst: "Schon meine Großmutter hat mir früher erzählt, man habe über mich immer gesagt, ich sei ein Dickkopf, auf Plattdeutsch Dickkopp. Daraufhin habe sie stets erwidert: ‚Besser ein Dickkopp als ein Döskopp.‘ Herzlichen Dank."

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Text/Foto: Bischöfliche Pressestelle
26.02.2018