Weihbischof em. Friedrich Ostermann feiert Diamantenes Weihejubiläum

Noch heute studiert Weihbischof Friedrich Ostermann täglich Bücher und theologische Schriften.

Noch heute studiert Weihbischof Friedrich Ostermann täglich Bücher und theologische Schriften.

Er sieht sich nicht als Wissender, sondern als Suchender – und das nach 60 Jahren als Priester. Mit einem Festgottesdienst im St.-Paulus-Dom Münster wird am Sonntag (25.02.2018) um 10 Uhr das Jubiläum begangen.

Die Heilige Messe wird unter www.bistum-muenster.de, www.paulusdom.de, www.kirche-und-leben.de, www.bibeltv.de und www.katholisch.de live im Internet übertragen.

Als gebürtiger Münsteraner wurde Ostermann am 11. Februar 1958 in seiner Heimatstadt zum Priester geweiht. Seine Entscheidung für die Weihe erklärt er so: "Ich hatte ja den Nationalsozialismus als Kind und in den frühen Jugendjahren erlebt. Da war eines für mich klar geworden, erfahrbar klar: Eine Welt ohne Gott – das geht nicht."

Nach Stationen als Kaplan beziehungsweise Vikar in Hamm (Bockum-Hövel), Emsdetten, Senden und Telgte wurde er 1969 Pfarrer in Rheine und 1975 zusätzlich Dechant im Dekanat Rheine. 1981 wurde er zum Titularbischof von Dolia und Weihbischof in Münster geweiht. Er übernahm die Aufgaben des Regionalbischofs für die Region Münster/Warendorf. Außerdem war er unter anderem Domkapitular am Dom zu Münster, Vorsitzender der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz und Leiter der damaligen Fachstelle Mission, Entwicklung und Frieden im Bischöflichen Generalvikariat.

Wie nachhaltig seine Arbeit in diesen Feldern war, möchte der 85-Jährige nicht bewerten: "Man weiß nie, was sich in den Herzen der Menschen ereignet. Das kann ich nur dem lieben Gott überlassen." Manchmal sei er allerdings überrascht gewesen, dass ihm einige Menschen lange später noch hätten sagen können, was er bei bestimmten Gelegenheiten gesagt oder gepredigt habe: "Und wenn man das mal als Gipfel des Eisberges nimmt – und solchen Gipfeln begegnete ich immer wieder – dann kann man hoffen: Man erreicht mehr, als man denkt".

Dabei vertraue er darauf, bei seinen stets frei gehaltenen Predigten oder in Gesprächen Menschen manchmal ins Nachdenken gebracht und erreicht zu haben – vor allem im Innersten. Denn genau da sieht Ostermann den Ansatzpunkt für die Kirche, Menschen anzusprechen. "Viele bezeichnen sich als ungläubig, glauben aber, dass es eine größere Macht gibt", hat er festgestellt. Statt Strukturen und Methoden zu diskutieren, empfiehlt er Seelsorgern vor diesem Hintergrund, sich "auf die Menschen einzulassen und mit ihnen zu verstehen." In diesem Prozess, ist Ostermann sicher, hat die Kirche eine wichtige Funktion: "Wenn sie auch Macken hat, du musst sie im Rücken haben. Und du musst vor allem gläubige Menschen an deiner Seite haben, mit denen du dich austauschen kannst." Alleine könne man nicht glauben.
 Auch für seinen eigenen Glauben sei neben Erfahrungen in Gottesdiensten immer wieder die Begegnung mit anderen Gläubigen stärkend gewesen: "Was die dort manchmal in Kreuz und Leid an Hoffnung und Zuversicht ausstrahlten, das war schon so was wie ein Gottesbeweis." So sei ihm "im Laufe des Lebens die Wirklichkeit Gottes" immer vertrauter geworden.

Inzwischen ist Ostermann seit 2007 emeritiert. Trotzdem sind seine Tage in Münster, wo er am Domplatz lebt, erfüllt. Nach seiner morgendlichen Betrachtung und der Feier der Heiligen Messe habe er "noch immer was zu tun, weil Leute sich an mich wenden, da müssen dann etwa Briefe beantwortet werden." Außerdem studiere er möglichst täglich Schriften und Bücher, was er allen älteren Mitbrüdern empfiehlt: "Man sollte das Studium nicht aufgeben, sondern für sich selbst Schwerpunkte setzen und daran arbeiten." Allerdings übernehme er maximal noch einen Termin täglich: "Ansonsten gehe ich spazieren, auch mal ins Kino, und freue mich meines Lebens."

Eine positive Weltsicht, die bei Weihbischof Ostermann biblisch begründet ist. Denn eine Bibelstelle, die ihn "nie losgelassen" habe, stammt aus der Schöpfungsgeschichte: "Und siehe, es war alles sehr gut." Damit, sagt der Jubilar, habe er bis heute "einen mächtigen Hebel gegenüber all den Miesmachern, die nur eine böse Welt sahen." In diesem Sinne zieht Ostermann ein positives Fazit seines Wirkens: "Ich wage wohl zu sagen: Es war nicht vergeblich."

Text: Bischöfliche Pressestelle
Foto: Marie-Theres Himstedt, Kirche+Leben
23.02.2018