Geistlicher Themenabend zu kirchlichen Diskussions- und Entscheidungsprozessen

Prof. Dr. Thomas Söding sprach in Münster über das Apostelkonzil und seine Botschaft für die heutige Kirche.

Prof. Dr. Thomas Söding sprach in Münster über das Apostelkonzil und seine Botschaft für die heutige Kirche.

Die katholische Kirche braucht Formate, die Diskussionen Vieler ebenso ermöglichen wie Entscheidungsfindung: Diese These hat am 16. März beim zweiten diesjährigen Geistlichen Themenabend im St.-Paulus-Dom Münster Prof. Dr. Thomas Söding vertreten.

Söding lehrt als katholischer Theologe an der Ruhr-Universität Bochum. Er ist Vizepräsident sowohl des Zentralkomitees der deutschen Katholiken als auch des Gesprächsprozesses Synodaler Weg der deutschen Kirche. Bei der Vortragsreihe Geistliche Themenabende, die sich in diesem Jahr Aufbrüchen in der Kirche widmet, sprach er unter dem Titel „Neue Wege bahnen“.

Dompfarrer Hans-Bernd Köppen begrüßte die Anwesenden im unter Corona-Bedingungen gut gefüllten Dom. Ein besonderes Willkommen galt der Musikgruppe Jazz Force One.

Söding ging auf den Synodalen Weg und auf das Apostelkonzil des Urchristentums ein. Letzteres hat um das Jahr 48 in Jerusalem stattgefunden und wird in der Bibel geschildert. „Wir schauen heute dorthin zurück, um nach vorne in die Zukunft schauen zu können“, sagte er.

Unter Bezug auf den Obertitel der Geistlichen Themenabende, „Mutig sein und Neues wagen“, stellte Söding fest, das sei von Anfang an Kennzeichen der Kirche gewesen. Den Mut zu Neuem bekomme die Kirche, „durch den Blick auf die Gegenwart, aber nur, wenn wir uns vergegenwärtigen, woher wir kommen und welchen Mutes es damals schon bedurfte.“ Als wichtigste Gemeinsamkeit zwischen Apostelkonzil und Synodalem Weg bewertete Söding: „Es wird gemeinsam beraten und entschieden.“

Thema des Apostelkonzils sei gewesen, ob alle Zugang zu Gott und Kirche gewinnen oder nur nach jüdischem Brauch beschnittene Männer. Am Ende habe die Überzeugung gestanden: „Wenn es nur einen Gott gibt, dann muss er der Gott für alle sein, und daraus folgt die Aufgabe, ihn zu verkünden.“ Das habe man „entschieden, aber auch begründet.“ Die Debatte sei nicht einfach zwischen „Gut und Böse“ geführt worden. „Alle waren beteiligt, mit unterschiedlichen Rollen, und es sprachen die, die was zu sagen hatten“, betonte Söding. Und: „Wäre das Konzil anders ausgegangen, wäre an weltweite Verbreitung der Kirche nicht zu denken gewesen.“

Ausschlaggebend für den Erfolg seien reflektierte Erfahrung, Teilhabe und Anteilnahme, Deutung der heiligen Schrift. So sei das Apostelkonzil zum Paradebeispiel für „mutig sein und Neues wagen“ geworden. Von diesem „Aufbruch des Anfangs“ könne die Kirche im Hinblick auf Anlass, Prozess und Ziel heute lernen, „neue Bahnen zu brechen, nicht in die Beliebigkeit hinein, sondern in den Raum, den Gott eröffnet hat.“ Experimente müssten möglich, aber verantwortbar sein und „dem menschlichen Gott eine Stimme geben.“

Auch beim Synodalen Weg diskutierten nicht einfach Gut und Böse, sondern viele, denen die Kirche eine Herzensangelegenheit sei. Die Aufgabe sei, die Kirche „in unserer Gegenwart auf ein neues Miteinander, eine neue Form von Priestertum und eine neue Verbindung von Glauben und Leben hin zu entwickeln.“ Es gebe in der Kirche zu wenig Orte, Foren und Prozesse, in denen „offen, freimütig und auf Entscheidungen hin“ diskutiert werden können. Indem man den Synodalen Weg ohne Emotionalisierung, Hate Speech und verdrehte Fakten gestalte und alle zu Wort kommen lasse, könne man ihn als „neue Form der Glaubenskommunikation und wirkliche Kirche des Dialogs, des Glaubens, der Freiheit“ erleben.

Entscheidungen bräuchten Ziele. Wenn man am Apostelkonzil Maß nehme, sagte Söding abschließend, müsse es Ziel sein, „die Gottesfrage lebendig zu halten, Menschen zu Wort kommen zu lassen, die Erfahrungen haben, Zeugnis ablegen und Verantwortung übernehmen, denen allerdings auch der Raum geöffnet werden muss, um mutig zu sein und Neues zu wagen.“

Die Geistlichen Themenabende finden in der Fastenzeit mittwochs um 19.30 Uhr im Dom statt. Am 23. März referiert Bischof Dr. Felix Genn über „Neue Türen öffnen. Die Kirche von Münster auf dem Weg in die Zukunft“. Am 30. März singt der Mädchenchor am Dom „Neue Lieder singen. Junge Töne in der Kirche“. Prof. Dr. Norbert Köster teilt am 6. April seine Gedanken, überschrieben mit „Neues und Altes hervorholen. Mit Schätzen der Kirchengeschichte auf dem Weg.“ Den Abschluss bildet am 13. April die Düstere Mette. Alle Veranstaltungen überträgt das Bistum Münster live im Internet auf www.bistum-muenster.de, www.paulusdom.de sowie auf seinem Facebook- und seinem Youtube-Kanal.

Eine Anmeldung für die Präsenz-Teilnahme ist nicht notwendig. Es gelten die aktuellen Corona-Verordnungen.

Text: Anke Lucht, Bischöfliche Pressestelle
Foto: Jakob Kuhn, Bischöfliche Pressestelle