Christoph Krachten: In den Sozialen Medien authentisch sein

Youtuber Christoph Krachten betonte die Notwendigkeit von Authentizität in der Kommunikation über die digitalen Medien.

Youtuber Christoph Krachten betonte die Notwendigkeit von Authentizität in der Kommunikation über die digitalen Medien.

Wie kann die Kirche Menschen in den digitalen Medien erreichen? Dazu sprach am Mittwoch, 3. März, der Youtuber und Online-TV-Produzent Christoph Krachten im Rahmen der „Geistlichen Themenabende“ im Münsteraner St.-Paulus-Dom.

Krachten, der einige der bekanntesten Youtuber Deutschlands entdeckt hat und seit 2005 die Publizistische Kommission der Deutschen Bischofskonferenz in Bezug auf Soziale Medien berät, machte dies an zwei zentralen Begriffen fest: Disruption und Authentizität.

Unter Disruption versteht man allgemein, dass neue, digitale Technologien frühere, analoge Geschäftsmodelle in Frage stellen oder sogar ersetzen. Für Krachten hat der Begriff aber noch eine andere Bedeutung: Wachrütteln. Schon Jesus Christus sei disruptiv gewesen, denn er habe seine Zeitgenossen in seinem Wirken wachgerüttelt. Und Paulus, der mit seinen Briefen an die frühkirchlichen Gemeinden zum Dialog und zur Interaktion anregte, sei „ein Influencer durch und durch“ gewesen.

Im Grunde habe die Kirche die Disruption erfunden, erläuterte Krachten, und bezog sich auf ein geflügeltes Wort des Münsteraner Theologen Johann Baptist Metz: „Die kürzeste Definition von Kirche? Unterbrechung!“ An die Zuhörerinnen und Zuhörer gewandt, sagte er: „Alles, was Sie in diesem Raum hören, was Sie verfolgen, was Sie beten, ist Disruption. Denn es ist komplett anders als das, was sie draußen erleben. Hier, wo Gott zuhause ist, da ist die Disruption zuhause. Hier erwarten wir, wachgerüttelt zu werden.“

Diese Disruption könne man auch in den Sozialen Medien erleben. Dass Kirche dort dennoch nur unter „ferner liefen“ wahrgenommen werde, hänge damit zusammen, dass Kirche nicht mehr authentisch sei. Und damit meine er, so Krachten, „dass das Auftreten stimmig ist. Etwas vorspielen oder sich hinter einer Fassade verbergen, geht gar nicht.“

Authentizität beginne mit einem Selbstgespräch: „Was bin ich für eine Person? Bin ich introvertiert, extrovertiert, sachlich, impulsiv? Wie spreche ich? Wie wirke ich?“ Die meisten Fehler machten diejenigen, die perfekt und fehlerlos sein wollten – womit man wieder bei der Kirche sei, resümierte Krachten. Die Kirche habe ein Problem damit, dass sich viele verstellen müssten, um überhaupt dabei zu sein. Wer zum Beispiel seine Sexualität nicht offen leben könne, würde immer Probleme haben, authentisch zu sein.

Dabei müsse sich die Kirche mit ihrer Botschaft nicht verstecken. Im Gegenteil, meinte Krachten: „Die Botschaft passt perfekt in diese Zeit, in der wir vor vielen großen technischen, ökonomischen, ökologischen und wissenschaftlichen Herausforderungen stehen.“ Manche hätten vielleicht den Eindruck, dass sich Glaube und Realität entfremdeten, aber „gerade in einem Zeitalter, in dem die Entwicklungen immer schneller vonstattengehen, brauchen wir eine Kirche, die zum Nachdenken und Überdenken, zum Unterbrechen und zur Disruption anhält.“

Die jungen Menschen, die im Internet nach Orientierung suchten, fänden diese im Moment bei „Bibis Beauty Palace“. „Mir wäre es viel lieber, wenn sie diese Orientierung bei der Kirche finden würden“, kritisierte der Medienexperte. Er wünsche sich eine Kirche, die wieder fähig sei, eine Community aufzubauen, Follower an sich zu binden, und zwar dadurch, dass sie stimmig mit sich sei, den ehrlichen Kontakt zu den Menschen suche und die Beziehung zu ihnen stärke.

Die Geistlichen Themenabende finden in der Fastenzeit jeden Mittwochabend unter dem Motto „In Verbindung bleiben – der Glaube hat viele Sprachen“ statt. Am 10. März wird unter dem Stichwort „Tanz“ ein Ensemble der Städtischen Bühnen Münster den Abend gestalten.

Text: Bischöfliche Pressestelle
Foto: Jakob Kuhn, Bischöfliche Pressestelle


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