Bischof Genn über den Weg der Kirche von Münster in die Zukunft

Münsters Bischof Dr. Felix Genn sprach beim Geistlichen Themenabend über „Die Kirche von Münster auf dem Weg in die Zukunft“.

Münsters Bischof Dr. Felix Genn sprach beim Geistlichen Themenabend über „Die Kirche von Münster auf dem Weg in die Zukunft“.

Strukturen entwickeln, verwaltungstechnisch lebbare Einheiten schaffen, die Machtfrage klären: All das gehört zum Weg der Kirche von Münster in die Zukunft, dessen ist sich Bischof Dr. Felix Genn bewusst. „Aber Ziel darf nicht sein, möglichst viel zu retten, Blasen und Träumereien zu schaffen.“ Die einzelnen Schritte dürften nur Mittel sein, um das eigentliche Ziel zu erreichen: „Es wird darauf ankommen, immer wieder neu Gruppen zu sammeln, zu zweit, zu dritt, zu zehnt, die bereit sind, sich von Jesus ein Wort sagen zu lassen, miteinander die Botschaft zu teilen und auf diese Weise zu erkennen, was zu tun ist“, verdeutlichte Münsters Bischof beim Geistlichen Themenabend am 23. März im St.-Paulus-Dom. Die Vortragsreihe widmet sich in diesem Jahr Aufbrüchen in der Kirche, Genn sprach über „Neue Türen öffnen – die Kirche von Münster auf dem Weg in die Zukunft“.

Der Bischof nahm die Besucherinnen und Besucher im Dom sowie die über das Internet verbundenen Hörerinnen und Hörer mit auf eine Reise zu ausgewählten Gleichnissen, „kleinen Aufbrüchen“, aus dem Lukas-Evangelium und leitete davon wesentliche Kriterien für den Weg der Kirche von Münster ab. Ins Zentrum stellte er, wenige Wochen vor Beginn der Passionszeit, das Kreuz. Seine Signatur müsse der Weg der Kirche tragen. „Dieser Weg kann nur in dem Bewusstsein gegangen werden, dass wir nicht ein Haus voll Glorie sind, sondern dass wir noch einige Jahre, vielleicht Jahrzehnte, mehr unter dem Kreuz stehen als in der Herrlichkeit einer vollkommenen Gesellschaft“, erklärte Bischof Genn und betonte: „Die Kirche kann nur unter dem Kreuz stehen. Nur dort.“ Darin liege aber auch eine Chance, nämlich sich zusammenzuschließen und zu den Menschen zu gehen, „mit nichts im Gepäck außer der Botschaft des Friedens“.

Bezugnehmend auf das Gleichnis des barmherzigen Samariters forderte der Bischof von der Kirche ein vergleichbares Handeln: „Es kann nur gehen im Blick auf den am Rand liegenden, verwundeten Menschen“, hob Genn besonders mit Blick auf die Betroffenen sexuellen Missbrauchs hervor. „Die Kirche wird erst da präsent, wo sie ohne Rücksicht auf Konfessionen und Religionen, jedem, der zu den Ärmsten der Armen zählt, im Verbund mit vielen anderen, die gar nicht zu uns gehören müssen, einen echten heilenden Liebesdienst erweist und dafür selbst das eigene Taschengeld, wie der barmherzige Samariter, investiert.“ Neben den notwendigen Schritten für eine Kirche der Zukunft brauche es vor allem diejenigen, die „ihr Tun durch das Hören auf sein Tun vertiefen und Ausblick auf die Nähe des Reiches Gottes geben“, erläuterte Genn.

Synodalität, also das Zusammenspiel von Priestern und Laien, bezeichnete der Bischof als ein Wesensmerkmal des Weges in die Zukunft. „Ohne synodales Tun kann die Kirche ihren Weg nicht gehen, wird sie niemals entdecken, was der Geist heute den Gemeinden sagt.“ Synodal bedeute, die Wirklichkeit gemeinsam wahrzunehmen und sie anzunehmen, auch wenn sie mit den eigenen Vorstellungen nicht immer übereinstimme. „Das macht unsicher“, zeigte der Bischof Verständnis. Die Situation in der Kirche lasse derzeit viele Fragen offen, Mut mache ihm ein Satz des spanischen Ordensgeistlichen Pedro Arrupe, den dieser beim Trierer Katholikentag 1970 gesagt hatte: „Vielleicht war der Herr uns noch nie so nahe, weil wir noch nie so unsicher waren.“

Die Geistlichen Themenabende finden in der Fastenzeit mittwochs um 19.30 Uhr im Dom statt. Am 30. März ist der Mädchenchor am Dom mit Stücken zum Thema „Neue Lieder singen. Junge Töne in der Kirche“ zu hören. Prof. Dr. Norbert Köster teilt am 6. April seine Gedanken, überschrieben mit „Neues und Altes hervorholen. Mit Schätzen der Kirchengeschichte auf dem Weg.“ Den Abschluss bildet am 13. April die Düstere Mette. Alle Veranstaltungen überträgt das Bistum Münster live im Internet auf www.bistum-muenster.de, www.paulusdom.de sowie auf seinem Facebook- und Youtube-Kanal.

Eine Anmeldung für die Präsenz-Teilnahme ist nicht notwendig. Es gelten die aktuellen Corona-Verordnungen.

Text: Ann-Christin Ladermann, Bischöfliche Pressestelle
Foto: Bischöfliche Pressestelle