Bischof Genn feiert Osternacht im St.-Paulus-Dom

Wir sollten uns „als Menschen verstehen, für die all die Mächte des Bösen, die in den Tod führen, tot sind, die aber für Gott leben in Christus Jesus – um das Leben der Anderen und das eigene Leben mit Hoffnung und Liebe zu erfüllen.“ Das hat der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, bei der Feier der Osternacht am 3. April im St.-Paulus-Dom in Münster betont.

In seiner Predigt sagte der Bischof, dass am Karsamstag eine harte Wirklichkeit benannt werde: Jesus ist tot. Gerade Menschen, denen die Nachricht vom plötzlichen Tod eines Menschen übermittelt werde, machten die Erfahrung, dass das einen Schock auslöst und dass man die Nachricht vom Tod nicht fassen kann. Der christliche Glaube spare auch die Realität des Mensch-Seins und des Tot-Seins nicht aus. „In Jesus von Nazareth ist Gott selbst in die Ohnmacht des Tot-Seins hineingegangen“, sagte Bischof Genn. Dort begegne Jesus „dem totalen Abgrund“, vielleicht „auch all den Schatten, die menschliches Leben geworfen hat“. Jedes menschliche Leben kenne solche Schatten, die immer wieder auftauchen und bleiben. Das gelte auch in der Kirche: „Die Schatten, die der Missbrauch geworfen hat, werden immer bleiben, auch wenn wir noch so viel aufarbeiten, noch so viel tun, um den Schaden und die Verwundungen wieder gutzumachen und zu heilen“, sagte der Bischof und erinnerte auch an die zahllosen Toten der Corona-Pandemie und die Getöteten in Myanmar.

„Wir leben im Augenblick in einer Situation, die, selbst wenn wir gut da durchgekommen sind, von diesem Schatten des Todes geprägt ist, die Menschen verzweifeln lässt,“ betonte Bischof Genn. Diese Menschen bräuchten eine Botschaft von diesem Osterfest. In dieser furchtbaren Situation, die alle verwirre und durcheinander bringe, einschließlich der Verwirrungen in der Kirche, gehe es aber nicht um die Verkündigung „irgendeiner sanften Parole vom Sieg des Lebens über den Tod“, sondern darum zu sagen: „Als Christen sind wir durch die Taufe mit dem Geschick dieses Gestorbenen, Toten und aus dem Tod erweckten Jesus verbunden.“

Der Bischof griff ein Wort von Charles de Foucauld auf, der gesagt hat: „Christus sitzt auf dem letzten Platz“. Das habe er im Leben getan und das tue er auch im Tod. Bischof Genn: „Christus geht an all unseren kleinen und großen Toden vorüber. Er geht auch durch unseren und seinen eigenen Tod und holt so alles ein. Er ist der Erste und der Letzte der Verstorbenen. Er umschreitet alles, was in dieser Welt tot ist, was den Lebensmut verloren hat, was durch Traurigkeit und Kummer geknickt, zertreten und misshandelt worden ist. Er umschreitet alles, um es einzuholen, um es heimzuholen.“

Christen lebten in einer authentischen Nachfolge, wenn sie diesen Weg mitgingen. Manchmal würden sie dabei auf den letzten Platz gedrängt, manchmal ausgeschlossen, verlacht oder durch die Taten von anderen auf den hinteren Platz gezwungen. „Bedenken wir aber, dass dieser Platz der Ort ist, an dem Christus sich niedersetzt und bedenken wir, dass dieser Platz auch von Christus umschritten und heimgeholt worden ist. Der Platz derer, die verzeihen, derer, die Unrecht erleiden, ist kein angenehmer Platz, aber es ist der Platz, an dem Jesus den Tod in das Leben wendet“, unterstrich der Bischof.

Text: Bischöfliche Pressestelle
Foto: Achim Pohl, Bischöfliche Pressestelle