Bischof Genn feiert Karfreitagsliturgie im St. Paulus-Dom

„Karfreitag ist die Stunde des verlassenen Jesus.“ Das hat der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, am Karfreitag, 2. April, im St.-Paulus-Dom in Münster bei der Feier vom Leiden und Sterben Christi gesagt. Ausgehend von dieser Verlassenheit Jesu am Karfreitag nahm der Bischof Bezug auf die vielen Opfer der aktuellen Corona-Pandemie und sagte: „Aber gerade im Anblick dieser Opfer und derer, die unter dem Tod lieber Menschen in so großer Zahl leiden, ist die Stimme der Verkündigung von der Abwesenheit Gottes im verlassenen Jesus am Karfreitag notwendig. Genau hier, so paradox es klingen kann, ist der Punkt, von dem aus auch die Welt in dieser Not Gottes voll werden kann.“

Wenn man sich als Gläubiger der Situation der Corona-Pandemie stelle, dürfe man nicht in das oberflächliche Fahrwasser derer geraten, die von einer Strafe Gottes reden, betonte der Bischof. „Wir wollen aber auch nicht zu schnell und vordergründig vom Vertrauen auf Gott sprechen. Zur Wirklichkeit unseres Glaubens – und das macht doch den christlich-jüdischen Glauben so menschlich – gehört auch die Erfahrung, von der Nähe Gottes nichts zu spüren“, sagte Bischof Genn. Jesus selbst mache am Karfreitag diese Erfahrung der Verlassenheit, Gott antworte ihm nicht, als er ihn in seiner Verlassenheit ruft. Bischof Genn: „Hier steigt Jesus in eine äußerste Verlassenheit ein, um auf diese Weise zu durchleiden, dass genau diese Abwesenheit vom Vater und dieses Verlassen des Sohnes durch den Vater, das eigentlich tiefste Werk der Erlösung ist und uns ermutigen kann, selbst in der äußersten Not der Verzweiflung darauf zu vertrauen, diesem Verlassenen gerade da zu begegnen.“

Bischof Genn erinnerte im Blick auf die Corona-Pandemie daran, wie viel Solidarität Menschen aufbringen würden und anderen zur Seite stünden, wie viel Kraft Wissenschaft, Ärzte und Ärztinnen, Pflegerinnen und Pfleger sowie Angehörige aufgebracht hätten, um der Krankheit zu widerstehen. Dieser Kampf lohne sich und sei notwendig, „selbst wenn wir die große Zahl der Opfer in keiner Weise übersehen dürfen“, sagte der Bischof und betonte: „In dieser Situation, in der wir uns weltweit befinden, und in der die Not trotz aller Entlastung in unseren Breiten, geradezu zum Himmel schreit, können wir das Kreuz nur erheben und verehren als das Zeichen, an dem das Heil der Welt gehangen hat, weil wir wissen, was er selbst bis in die äußerste Not, die überhaupt menschenmöglich und kaum denkbar ist, durchgemacht hat.“

Text: Bischöfliche Pressestelle
Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben